Sælde und êre - Hoher Besuch aus Bayern

20. März 2008

Margit von den Teutschen Gwandweibern macht sich an die Arbeit; noch spricht sie  nicht mit ihrer Maschine, doch zeigt ihr entschlossener Gesichtsausdruck, dass an diesem Tag manch Gewandung entstehen wird ...

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Nachdem der Termin ursprünglich schon für Weihnachten eingeplant war, klappte es in der Karwoche endlich: Mit Margit von den Teutschen Gewandweibern, der Veranstalterin des Mittelalter Spectaculums auf Schloss Egg, stand hoher Besuch aus Bayern ins Haus. Nun ja, eigentlich handelt es sich bei ihr ja um eine exilierte Wienerin, die regelmäßig die alte Heimat aufsucht - unter anderem zu dem Zwecke, Stoffgeschäfte leerzuplündern. Margit und ihre Mitstreiterinnen bei den Gwandweibern schneidern nämlich tolle Mittelalterge- wandungen! Klar, dass wir uns auch aus diesem Grund über ihren Besuch freuten (natürlich nicht nur deshalb), schließlich wollte sie so- gar jene Nähmaschine mitbringen, der sie beim Arbeiten stets innige verbale Zuneigung zukommen lässt und uns einiges an nähtechni- scher Entwicklungshilfe zugute kommen lassen ...

Nicht alle scheinen von der Arbeitswut des Gastes angesteckt zu sein ... ... doch langsam wird die Müdigkeit abgeschüttelt und schließlich geht es los - und wie!

Mit einer Menge von Schnitten und den dazugehörigen guten Ideen ausgerüstet, startete sie ihr Programm und steckte schnell alle Anwesenden mit furchterregendem Arbeitseifer an, sodass bald kollektive Nähwut herrschte. Und wirklich, es handelte sich um kein Gerücht: In Bayern wird während der Arbeit mit der Maschine gesprochen! Hart, aber herzlich, könnte man fast behaupten ('Wir sind im 6. Stock. Wenn du weiter so *****, dann gehe ich mit dir zum Balkon!'). Schon beeindruckend, die Gebräuche unser nordöstlichen Nachbarn ...

'So Mädels, macht mal hurtig weiter, ich muss jetzt zur Arbeit - hat vielleicht jemand meine Sense gesehen?' Unbeeindruckt von all diesen schrecklichen Vorkommnissen gleitet der Nähzwirn durch Margits Finger, was prächtige Kleider und manch Streiterei zur Folge hat:

Nicht überraschend, dass bei einem derartigen Eifer aller anwesenden Damen die Vorräte an Gewandungen einen rasanten Anstieg er- fuhren, während die Stoffreserven in beängstigendem Ausmaß, fast schon so wie das südpolare Eis, dahinschmolzen. Klar, dass diese Gelegenheit auch für das ausführliche Austauschen von neueseten Nachrichten und das Ausrichten gemeinsamer, guter Bekannter ge- nützt wurde. Aber auch das von Margit veranstaltete Fest, auf dem Sælde und êre im Programm mitwirken wird, bot einigen Stoff zum Plaudern. Schließlich handelt es sich um unseren ersten Auftritt im Ausland - gut, zugegeben, Bayern ist für uns nicht wirklich das fremdartigste aller Ausländer. Als wir allerdings fassungslos mitanhören mussten, dass die berühmte Weißwurst ein ungenießbares Zeugs wäre, brachte dies unser bisheriges Bayernbild bedrohlich ins Wanken. Da fehlte bloß noch, dass irgend jemand käme und behauptete, nicht alle Bayern würden Lederhosen tragen ....

'Hmm, dieser Sechsteiler passt mir ja wie angegossen - ich glaube ...' 'Nein, nein! Der ist sicher für mich bestimmt!' Denkste, meine Damen! Margit hat das gute Stück für Yvonne vorgesehen ...

Jedenfalls konnten wir unsere Gewandungsausstattung an diesem Tag durch die tatkräftige Mithilfe unseres Gastes beträchtlich erwei- tern - ein Umstand, der uns bei unserem geplanten Eggauftritt sicher zugute kommen wird. So zeigte sich Yvonnes neues sechsteiliges Kleid als wahrer Augenschmaus - und dies, obwohl es an diesem Abend noch gar nicht vollendet war. Nebenbei entstanden einige Höl- lenfenster, ein Mantel samt zugehöriger Kapuze ( - endlich kann der Verfasser dieses Berichts fremde Kindern unerkannt zur Heraus- gabe ihrer Süssigkeiten zwingen , viele von denen sind ja ohenhin zu dick - ), wurden einige Meter an Borten vernäht ...

Egal! Spätestens beim anschließenden Abendessen  ... ... machen alle wieder ein freundliches Gesicht.

Dass die großen Breschen in den heimischen Stoffvorräten nicht allzulange bestehen blieben, dafür sorgte schlussendlich der gemein- same Besuch in mehreren Stoffgeschäften, zwei Tage später, Geheimtipps von Margit, in denen sie schon Stammkundenmengenrabatt bekommt. Tatsächlich landeten einige besonders prächtige Textilien in den prallgefüllten Einkaufssäcken, was für die Zukunft auf wei- tere gewandungstechnische Höhepunkte hoffen lässt. Und falls nicht, so sind zumindest die unschönen Stofflücken auf heimischen Territorium wieder beseitigt. Gerade noch rechtzeitig, denn fast schon ließ sich der Pakettboden wieder erahnen ...)

Schade, dass nach dem abschließenden Cafebesuch Margits Besuch schon wieder vorüber war. Zum Glück dauert es aber nicht mehr allzulange bis zum Fest in Egg, auf das wir uns im Übrigen schon sehr freuen ...

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