Sælde und êre - Arbeitsgruppe Handwerk und Ausrüstung

Malerei: Figur und Ornament 2 - Zur Motivwahl

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Ornamentik und Figurendarstellung - Teil 2: Zur Motivwahl

Motive und Verzierungen - schön und gut. Zuvor aber muss das Holz geeignet präpariert werden - Hier geht's zurück zu Teil 1 - Vorbereitungen des Malgrundes

Zuletzt ließen wir euch zurück mit dem Versprechen, hier zu gegebener Zeit etwas über die Motivauswahl und Gestaltung unseres neuesten (Mach-)Werkes zu verraten. Nun ist es soweit - aber anstelle allenfalls bereits ausgewählte Vorlagen darzustellen, wollen wir euch lieber an unserem Auswahlprozess teilhaben lassen, 0der vielmehr verraten, wie wir an unsere Motive kommen und welche Quellen wir dazu benutzen; dies in der Hoffnung, dass der eine oder andere unter euch derart zu nützlichen Anregungen gelangt - sei es nun fürs Schmöckern oder fürs Handwerken selbst.

Zuerst soll hier noch einmal unsere Haltung zur Thematik 'Reproduktion' mittelalterlicher Kunsterzeugnisse dargestellt werden: Abgesehen davon, dass unsere stark eingeschränkten handwerklichen Fähigkeiten (die sicherlich von einem versierten Kundigen jederzeit zu Recht kritisiert werden könnten) dies gar nicht zulassen würden, legen wir keinen Wert auf eine 100%-exakte Nachbildung. Also das berühmte 'A' streben wir nicht an - und würden es auch nie bekommen (vom derzeit so heiß begehrten Tripple-A ganz zu schweigen.)

Als Vorlagen- und Ideengeber bestens geeignet: Bildbände, z.B. über Prachthandschriften, Bibeln, etc., die schon sehr preiswert zu erstehen sind. Sie vermitteln einen guten Eindruck von der Gesamtoptik und zeigen gleichzeitig auch ausgewählte Details.

Für uns ist das kein Problem: Schließlich gäbe es wohl k(aum)eine Mittelaltergruppe, die derartiges mit vollständig reinem Gewissen auf ihre Fahnen heften dürfte, zumal dann nicht, wenn der Stoff der teuer erworbenen Zelte aus der üblichen strapazierfähigen Baumwolle besteht, für Gewänder Tuche verwendet werden, die es in dieser (Web-)Form nocht gar nicht gab, wenn die verwendeten Lebensmittel vom Supermarkt stammen und nicht erjagt wurden, die berühmte Zahnbürste (wenn auch heimlich) zum Einsatz kommt, und dergleichen mehr. Von Sprache, Denkweisen und Mentalitäten, die wir vermutliche überhaupt nicht mehr nachzuvollziehen in der Lage sind, ganz abgesehen. Allenfalls können wir uns bemühen, ein (in unseren Augen) mehr oder weniger stimmiges Bild zu geben.

Diese Bildbände können durchaus auch mehrere Epochen umfassen; vom Früh- übers Hochmittelalter bis ... ... zum späten Mittelalter bzw. zur Renaissance.

Ein stimmiges Bild - das ist auch bei unseren Malarbeiten das Stichwort: Obwohl Malgrund und verwendete Farben nicht den original verwendeten entsprechen (und dies gar nicht können), soll insgesammt ein Werk entstehen, das dieses typische Zeitkolorit besitzt (man denke nur an die Abbildungen aus dem Codex Manesse, die vermutlich auch von einer überwältigenden Mehrzahl nichtkundiger Betrachter als 'mittelalterlich' empfunden werden).

So wählen wir auch Motiven und Verzierungen. Wir streben also keine 1:1 Kopie an. Vielmehr kann es schon vorkommen, das wir mehrere Vorlagen zu einem Bild kombinieren und mit einem Rankenwerk versehen, das wiederum aus einer eigenen Quelle stammt (nebenbei bemerkt, ermöglicht dies einen gewissen Spielraum für eigene Kreativität). Wichtig für uns ist, dass sich die kombinierten Bildteile zu einem harmonischen Ganzen fügen - und dass offensichtliche Fehler (etwa die Kombination von Modestilen aus unterschiedlichen Zeitepochen oder die Vermischung charakteristischer regionaler Stile) dabei vermieden werden - soferne unser Wissen dazu ausreicht.

Neben den Hauptmotiven finden sich in derartigen Büchern auch vielfältige Vorlagen für Rankenwerk und Verzierungen - wie etwa in diesen Abbildungen von sizilianischen Damaststoffen aus dem 13. Jhdt. ... ... oder in diesen Mustern, die von Kirchenfenstern stammen.

Und woher nehmen, diese Motive? Wie vermeiden, dass sich unversehens das 10. zum 15. Jahrhundert gesellt und mengt? Zum Glück bietet die heutige Zeit weitaus leichteren Zugriff auf die benötigten Vorlagen - vielleicht nicht auf die Originale, aber Internet und auch Buchhandlungen bieten einene nahezu unerschöpflichen Fundus an Bilddarstellungen. Wir selbst bevorzugen - als krankhafte Büchersammler - natürlich das gedruckte Buch. Und da gibt es eine ganze Menge an - teilweise sehr preisgünstigen - Bildbänden, die zudem noch viel an Information beistellen - eben auch Ort und Zeit der Herstellung. Einfach einmal die Filialen großer Buchketten abgrasen, Zeit nehmen, ...

Soll das Werk einer späteren Epoche zuzuordenen sein, empfiehlt sich durchaus ein Blick ... ... in die Skizzenblöcke der alten Meister des 15. Jhdt.

Alternativ das Internet: Hier bieten (nicht nur) akademische Organisationen einen fast unerschöpflichen Quellenfundus, der - man möchte fast sagen stündlich - in seinem Umfang zunimmt. Man denke da nur an die bereits erwähnten Abbildungen des Codex Manesse, die dank der Digitalisierung durch die Uni Heidelberg vollzählig im Netz zu finden sind. Wir wollen hier keine Quellenangabe machen, keine Linkliste, weil - den Suchmaschinen sei Dank - heutzutage nicht mehr die Gefahr besteht nichts zu finden. Eher schon jene, zu viel - aber kann es überhaupt ein zuviel an Wissen geben?

Zurück zur Motivauswahl und zur Gestaltung: Wir entscheiden uns zu Beginn stets für ein übergeordnetes Thema (z.B.: 'Kampf', 'höfisches Leben', - aufgepasst, meine Damen - 'Liebesszene im Garten' oder dergleichen und für eine Epoche (10. Jhdt, 15. Jhdt, ...) und suchen dann für den entsprechenden Abschnitt Vorlagen, die wir entweder als Ganzes auswählen - stets aber auch etwas abwandeln (so wurde etwa aus einer frühmittelalterlichen Mariendarstellung unsere mit der Jungfrau kaum noch Ähnlichkeiten aufweisende Frau Saelde, die ihr auf der Startseite bewundern könnt) - oder mit anderen zum gewünschten Bild kombinieren.

Aber nun ist's genug mit allgemeinem und theoretischen Geschwafel; wenn die Handarbeitsabteilung das nächste Mal ans Wort kommt, sollt ihr bereits von ersten Fortschritten bei der Arbeit erfahren. Bis dahin heißt es auszuharren ...

Konkretes Motiv? Gestaltung der Raumaufteilung? Darüber berichten wir im Teil 3 - Motiv und Raumaufteilung

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