Sælde und êre - Arbeitsgruppe Handwerk und Ausrüstung

Tafelmalerei in Tempera - Teil 4: Das Bindemittel für die Pigmente - die Eiemulsion ...

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Tafelmalerei in Tempera - Teil 4: Für die Farben braucht's Bindemittel - die Eiemulsion ...

Die ersten Teile der Serie versäumt? Schlimm! Und dennoch kein Problem - Hier geht's zurück zur Beschaffung der nötigen Materialien (Teil 1), zur Herstellung des Kreidegrundes (Teil 2) und zum Motivauftrag (Teil 3).

So, sagt ihr jetzt, nachdem ihr alle vorangegangenen Folgen unserer Temperaserie mit atemloser Spannung mitverfolgt habt, nachdem nun endlich drei grundierte Bretter mit Motiven bereitliegen, her mit den Farben und fröhlich bemalt, was da an Absichten auf dem weißen Untergrund aufskizziert wurde. Doch halt, so schnell, wie das in der Schulzeit mit einem Blatt Papier und dem billigen Farbmalkasten möglich war, funktioniert das mit Temperafarben natürlich nicht. Diese müssen erst 'angerieben' werden.

Derartige Farben setzen sich nämlich aus den farbgebenden Pigmenten und dem Bindemittel, welches diese Pigmenten mit dem Malgrund verkittet, zusammen. Unser Bindemittel soll - im Wunsch, spätmittelalterliche Maltradition zu imitieren - eine Eiemulsion sein. Eine Emulsion, das ist eine Mischung aus zwei Komponenten, von denen die eine in der anderen aufgrund ihrer Eigenschaften nicht löslich ist, sondern darin, wie Öl in Wasser, sich in feinen Tröpfchen zeigt.

Diese Dinge braucht es, um die Eiemulsion für das Anreiben der Temperafarben herzustellen! Erst ist das Eidotter vom Eiklar zu trennen; ...

Die wohl gebräuchlichste Emulsion für Temperamalerei verwendet Eidotter - besteht dieser Bestandteil des Eis doch zu etwa 50% aus Wasser und etwa 30% aus nicht trocknendem Eieröl. Letzteres hält den Dotter geschmeidig. Der ebenfalls vorhandene Eiweißstoff Vitellin wiederum erhöht die Emulsionsfähigkeit.

Wir unterscheiden nun zwischen mageren und fetten Emulsionen. Letztere besitzen einen höheren Ölanteil als erstere; häufig wird dies durch den Zusatz von Leinöl erreicht - immerhin besitzt der Eidotter die Fähigkeit, soviel Öl wie etwa sein Gewicht beträgt zusätzlich aufzunehmen. Ungefähr könnte man die Wirkungen magerer und fetter Emulsionen etwa so beschreiben, dass Farben, die mit fetteren Emulsionen angerieben wurden, geschmeidiger sind und langsamer austrocknen.

... wobei ein Blatt Küchenrolle helfen kann, die letzten Reste zu entfernen. Jetzt wird's gefährlich: Wird der Dottersack wie gezeigt angestochen, ...

Je schwerer die zugegeben Öle trocknen (als Beispiel sei Rizinusöl genannt), umso länger dauert es, bis die Tempera fest eingetrocknet ist; die Maleigenschaften ähneln dann denen von Ölfarben. Allerdings verliert sich dann der Vorteil magerer Tempera, die nach Verdunstung des Wasseranteil noch vermalbar bleiben.

Soviel zur Theorie. Wie's wirklich funktioniert, wird ohnenhin erst die Wirklichkeit weisen. Wir entschieden uns bei unserer Emulsion für eine nicht zu fette Mischung - nämlich für je einen Eidotter in etwa die selbe Menge an Wasser. Dazu noch einige (wenige) Spritzer Leinöl - jedenfalls bedeutend weniger, als die beiden anderen Komponenten jeweils ausmachen. Zuerst sollten jedoch stets Dotter und Öl vermengt, danach erst das (destillierte) Wasser zugegeben werden.

... dann fließt Eidotter ins Fläschchen und nicht Blut! Jetzt fehlen noch ein paar Tropfen Leinöl und Wasser ...

Wer nun Schwierigkeiten hat, den Dotter vom Eiweiß zu trennen - das sind etwa diejenigen unter euch, welche nicht regelmäßig unserer Kochserie folgen, was schade ist, weil man derartig Überlebenswichtiges erlernen kann -, der mag sich auf den beigegebenen Abbildungen die entsprechenden Anregungen holen. (Übrigens: Auch das Eiklar lässt sich noch sinnvoll verwenden - sei es nun in der Temperamalerei selbst oder aber als bestandteil leckerer Weihnachtskekse ...)

Dieses angesprochenen Vermischen sollte in einem gut verschließbaren und durchsichtigen Behältnis, etwa einem Fläschchen, durch kräftiges Schütteln erfolgen. Die Emulsion selbst ist dann nur für kurze Zeit verwendbar. Am Besten sollte sie für jede Malsitzung frisch angerührt werden (doch Achtung - mit einer Mischung aus einem Dotter kommt man recht lange aus); was übrig bleibt kkann, wenn im Kühlschrank gelagert, meist noch einige Tage verwendet werden.

... und dann wird noch recht kräftig geschüttelt, ... ... ehe als Ergebnis von soviel Arbeit sowenig an fertiger Emulsion zur Verfügung steht.

Dabei sollte aber ein jedes Mal vor Gebrauch erneut kräftig geschüttelt werden - neigen doch die öligen Bestandteile dazu, sich abzusetzen. Nach Verbrauch der Emulsion muss jedenfalls das verwendete Behältnis gründlich gereinigt werden, da ansonst eine neue Mischung rasch verderben kann.

Malgrund mit Motiv und Emulsion sind bereitet. Wie aber geht es nun weiter? Zeit, die benötigten Farben 'anzureiben', wie man den Vorgang des Verbindens von Pigmenten und Bindemittel bezeichnet. Mit welchem Erfolg wir das bewerkstelligen konnten, das könnt ihr in der nächsten Folge unserer Serie hier, in der Fortsetzung nachlesen.

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