Sælde und êre - Wie denn ein neuer Baldachin entsteht, Teil 1

18. und 19. März 2008

Der alte Baldachin in Kaprun - kein Aushängeschild und einen Besuch vom Gesundheitsamt würden wir damit wohl kaum mehr überstehen ...

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Kleiner Zwischenraum

Klein, nicht besonders attraktiv für das Auge, aber einfach zu transportieren - so könnte man unser altes Sonnensegel bezeichnen. Doch dann war das gute Stück wohl einmal regendurchtränkt in der Ecke irgendeines Kellers vergessen worden. Und so hatte sich darauf mancherlei Schimmelkultur prächtig entwickelt, welche dem seligen Alexander Fleming jederzeit zur Ehre gereicht hätte. Auf einem Baldachin jedoch machen sich die im attraktiven Feldgrau gehaltenen Muster nicht wirklich gut.

Für so ein Sonnensegel benötigt es ja am Anfang gar nicht so viel: Etwas Seggelleinen ... ... und den nötigen Durchblick - am besten mit Plan ... Nein! Das sind cm und keine Meter!

Daher war schon am Ende der vorjährigen Festsaison klar, dass ein passender Ersatz her musste. Und wenn schon mal Arbeit anfällt - immerhin wollten wir ein einzigartiges Exemplar, somit kam eine Bestellung überhaupt nicht in Frage - , dann soll schon mehr dabei herauskommen als eine Notlösung: Etwas größer wollen wir das neue Stück haben und zusätzliche Farbe wird unserem Lager sicher nicht schaden. Das also sind die Vorgaben für unser Vorhaben. Ach ja, außerdem sollen noch Vorkehrungen für spätere Erweiterungen und Ergänzungen getroffen werden, beispielsweise um das Segel in zukünftige szenische Darstellungen mit einbeziehen zu können. Was von diesen ehrgeizigen Vorstellungen schlussendlich wirklich in die Tat umgesetzt werden kann, das mögt ihr hier in den nächsten Wochen mitverfolgen - oder auch nicht, dann nämlich, wenn's misslingen sollte ;-)

Das Schöne am Nähen ist, dass dabei nicht nur Gewandung oder wie hier ein Sonnensegel entsteht, sondern dass es ein entspannendes Hobby mit vielen kleinen Erfolgserlebnissen ist! Schön, wenn dann jemand in der Nähe ist, mit dem man sich gemeinsam freuen kann!

Nachdem in den letzten Tage bereits fleißig geplant und die benötigten Materialen organisiert worden waren, konnte es endlich dem Müller'schen Segelleinen an die Fäden gehen. Messen, Schneiden und Nähen, so hießen die ersten Arbeitsschritte und dazu hatten sich zeitweise bis zu drei Nähmaschinen samt zugehörigen Nähmaschinistinnen versammelt. Nachdem dann die Klippen der richtigen Faden- auswahl umschifft waren, ging es richtig flott voran. Spät am Abend jedoch, als draußen schon finsterste Dunkelheit herrschte und andernorts die Menschen bereits ruhten, schwiegen endlich auch bei uns die Nähmaschinen - nicht so jedoch die anwesenden Damen. Schließlich stand noch der gesellige Teil am Programm, bei dem über das geleistete Tagwerk und über dies und jenes gesprochen wurde ... eigentlich mehr über Letzteres.

Wie man klar und deutlich erkennen kann, wird bei Sælde und êre allezeit hart gearbeitet - nun ja, zumindest fast immer ... ... da kann es hin und wieder schon passieren, dass manche Maid entkräftet zusammensinkt.

Doch kaum hat sich die Sonne am nächten Morgen über dem Horizont erhoben, sind die fleißigen Geister schon wieder am Werken. Nanu, wo sind denn alle? 'Jetzt aber flott aus den Betten, der Mittag naht!! Immerhin steht heute mit dem Ausschneiden der Stoff- seitenverzierungen in Zinnenform etwas Abwechslung auf dem Programm ...'

Das Ausschneiden der zinnenförmigen Stoffbahnen für die Seitenverzierungen: Was anfangs so einfach aussieht ... ... entpuppt sich nach und nach als äußerst schwieriges Unterfangen, das ausgefeilte Arbeitstechniken erfordert!

Zwischenzeitlich waren noch Ausflüge in die nähere Umgebung von Wien notwendig, um weitere Materialien zu besorgen: Farben, Seile, Holzstangen und was denn noch so alles notwendig ist - gute Bücher zum Beispiel, schließlich bracht man später einmal, wenn man dann unter dem fertigen Sonnensegel sitzt, auch eine Beschäftigung. Allerdings bestätigte dieser Besuch wieder einmal die alte Weis- heit, dass denn das Betreten eines Buchgeschäftes eine Einkaufstour beträchtlich verlängert und gleichzeitig einigermaßen verteuert ..

Und so sieht das vorläufige Ergebnis des Schneidewettbewerbes aus! Moment mal, nicht das, ... ... sondern dieses sind die Teile, die den Baldachin seitlich zieren sollen!

Dennoch, die Näharbeiten an den Seitenteilen konnten zeitgerecht fertiggestellt werden. Bevor diese aber am Hauptteil angenäht werden können, müssen wir uns noch auf die richtige Imprägnierungsmethode für das Segel einigen. Denn das Sonnensegel soll, um abschließend ein Geheimnis zu verraten, nicht nur die Sonnenstrahlen abhalten, sondern auch bei Regen ein wohliges Gefühl der Sicherheit verleihen! Ob uns dies gelingen mag, darüber sollt ihr in den nächsten Folgen der Baldachinserie und endgültig nach dem ersten Fest der heurigen Saison erfahren ...

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