Sælde und êre - Alte Musik selbst gemacht

Erste Versuche - oder: Aller Anfang ist schwer

Mittelalterliches Bankett mit musikalischer Ankündigung der Speisegänge

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Unsere Beschäftigung mit alter Musik:

Wie dem geneigten Besucher unserer Seiten wohlbekannt, hat sich Sælde und êre dem schönen Hobby verschrieben, samt Zelt, Kind und Kegel das eine oder andere Mittelalterfest zu bereisen. Doch halt, damit kein falsches Bild von uns entstehe: Alle Kinder sind ehelich, Kegel (also uneheliche Kinder) werden heftigst dementiert und abgestritten und der Moral ist somit Genüge getan. Glaubt dies nun oder glaubt es nicht - eines jedenfalls bleibt unbestritten: Eine laue Sommernacht unter mitternächtlichen Sternen klingt vor allem dann am Lagerfeuer gemütlich aus, wenn denn das milde Mondenlich Musici bescheint, deren Klänge Herz und Ohr- en erfreuen.

Da es uns nun aber nicht gelang, derartige Virtuosen an Laute, Flûte und Schalmei aufzutreiben, wohl darum, weil wir, als altmo- dische mittelalterliche Edle die Bezahlung des gewerkschaftlichen Mindestlohnes ablehnen, war es einzig der Gesang, der lange Zeit - wenn auch engelsgleich - über unserem Lager erschallte. Dennoch ging der Wunsch nach instrumentaler Begleitung nie ganz ver- loren und so entschlossen wir uns schließlich, aus der Not eine Tugend machend, unser musikalisches Schicksal selbst in die uner- fahrene Hand zu nehmen und fürdann zum Lärmen auf Gottes Erden beizutragen. Sehr zum Leidwesen unserer Nachbarn übrigens, denen in den letzten Wochen schmerzhaft bewusst wurde, welch dünne Wände - nein, nein, keine Rede von einer vier Meter star- ken Bergfriedumgürtung - welch dünne Wände also ein modernes Wohngebäude heutzutage besitzt.

So die Musen gnädig sind, werden wir in absehbarer Zeit, ehe noch das Mittelalter gottloseren Epochen weichen muss, in der Lage sein, spätnachtens beim Feste am Lagerfeuer Klänge zu erzeugen, die uns nicht sofort die Schamesröte ins Gesicht und Besucher ins Exiltreiben treiben mögen. Harte Arbeit für ungeübte Finger, so dass wohl noch einige Zeit in des Kaisers Länder streichen wird, ehe sich der Wunsch irgendwann erfüllen könnte.

Eines allerdings, man möge dies mit Nachsicht bemerken, wird wohl nicht zu erreichen sein: eine original-mittelalterliche Instrumen- tierung. Einerseits hat dies mit verfügbaren Notenvorlagen zu tun, andererseits mit der Verfügbarkeit alter, in die zeit passende Instrumente beziehungsweise dem Preis für solche. So, und das gestehen wir mit Scham, sind es vorerst Gitarre, die Rennais- sance-Traversflöte und das Glockenspiel, die neben der obligaten Blockflöte zum Einsatz kommen. Nicht authentisch, mag man sagen, und es ist wahr gesprochen. Aber, so geben wir zu bedenken, wer von all den Musici verwendet tatsächlich 100% pass- ende Instrumente beziehungsweise spielt originale Weisen aus mittelalterlichen Zeiten? Unser Ansatz ist der, einfach einmal zu beginnen und im Laufe der Zeiten Verbesserungen anzustreben.

Die Instrumente und ihre Vorbilder:

Natürlich haben wir uns bemüht, der dargestellten Epoche bereits jetzt gewisse Zugeständnisse zu machen: So finden ausschließ- lich Holzflöten Anwendung und statt E-Gitarre kommt (vorerst) die Konzertgitarre neben dem Glockenspiel zum Einsatz. Später einmal, so die Hoffnung, möge der weichere und heimlichere Lautenklang das moderne Instrument verdrängen. Nichtsdestotrotz eigenet sich die Gitarre dazu, Musik zu spielen, die als 'alt' empfunden werden kann - dazu bedarf es nur eines Blickes in die klas- sische Gitarrenliteratur.

So sieht unsere Startausrüstung aus - später mag Anderes dazukommen ...

Welche Vorbilder liegen aber den bei uns eingesetzten Lärmmachern zu Grunde? Da ist einmal das Glockenspiel, das bereits im Frankreich des 7. Jahrhunderts als Cymbala bekannt war, damals jedoch und auch noch lange Jahrhunderte danach aus unter- schiedlich gestimmten Glocken bestand, die nebeneinander aufgehängt wurden. Klar, wie sonst wäre es zu seinem Namen gekom- men. Oktaverhöhungen, Klaviaturen, die mit den Fäusten geschlagen ein eigenständiges Spiel ermöglichten - die Zeit brachte Entwicklungen, aber erst das 17. Jahrhundert jene Form, in denen uns das Instrument heute geläufig ist, nämlich in einer Form in der Metallplatten die Glocken ersetzten.

Flöten gibt es seit Urzeiten und das nicht nur sprichwörtlich: Ob Mammutknochen oder Holz, die Flöte fand schon früh großen Anklang. Im Mittelalter waren Block- und Querflöten zu unterscheiden, die in den sogenannten 'niederen Ensembles' zum Einsatz kamen. Die Querflöten waren schwierig zu spielen, schwieriger als die moderne Form, - oh ja, darüber weiß der Autor des Artikels ein böses Lied zu singen - darum fanden auch ständige Weiterentwicklungen statt, über die Rennaissance-Traversflöte zur Barock- flöte, usw.

Und die Gitarre? Nun, bereits auf Abbildungen aus dem Alten Ägypten und aus Mesopotamien finden sich gitarrenähnliche Instru- mente. Zumindest darauf können wir uns berufen. Nach Europa wurde ihr Vorläufer die 'al-oud', die arabisch Laute, von den Mau- ren gebracht. Daraus entstand die Renaissancelaute, aus der wiederum die Spanier - klar doch, die Spanier, wie sonst hätten sie denn späterdie Musik zum Flamenco spielen können - die Vihuela entwickelten, die Vorläuferin der heutigen Konzertgitarre

So mögen wir zugestehen, dass keines der Instrumente, die bei uns in Verwendung sind, exakt ihren mittelalterlichen Ahnen ent- sprechen, sie aber ihre Wurzeln dorthin nicht verleugnen können und jedenfalls die Wiedergabe von Musik ermöglichen, die als mittelalterlich angehaucht gelten kann.

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