Sælde und êre - Arbeitsgruppe Musik

Die Trompete - strahlendes Instrument des Adels ...

Eine Jazztrompete, zwei Kornette und ein Flügelhorn - alle diese Instrumente finden sich in der Wohnung des Artikelautors; ein Kornett glänzt sogar gerade jetzt, beim Schreiben dieser Zeilen, in unmittelbarer Sichtweite. Alle werden sie heißgeliebt und alle werden sie - leider - stiefmütterlich behandelt, was ihren Gebrauch betrifft. Der Musikwelt zum (schwer verschmerzbaren?) Verlust, den Nachbarn und allen Familienmitgiedern zum Trost ...

Zwei Bläser geben Signal mit der langen Tormpete - Illustration aus der Cantigas de Santa Maria, 2. Hälfte des 13. Jhdt.

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Was liegt also näher, da es wieder einmal höchst an der Zeit ist, einen Beitrag über mittelalterliche Instrumente bereitzustellen, als diesen der strahlenden Trompete zu widmen. Und genau dieses Strahlende an ihrem Klang war es, das sie, besonders zum Ausgang des Mittelalters hin, zum Instrument des Adels machte, zu jenem Instrument also, mit dem man eigene Auftritte repräsentativ gestalten konnte: die strahlenden Klänge der Fanfarenbläser, die den Beginn eines Turniers ankündigen sind uns ja aus diversen Filmproduktionen bestans bekannt.

Wie fast immer, wenn wir von einem bestimmten Instrument sprechen, gab es im Mittelalter dafür eine ganze Reihe von ähnlichen Bauformen, die, vielleicht aus unterschiedlichen Materialien gefertigt, unterschiedliche Toneigenschaften und Spielmöglichkeiten besaßen, vom einfachen Tierhorn beginnend, über den berühmten Olifanten Rolands, der, zu spät geblasen, dem Paladin Karls zwar keine Rettung aber immerhin einige letzte Worte bescherte, bis zur vorerst geraden Tromba oder auch Busine.

Wie sie klangen, die Trompeten des Mittelalters, die infolge fehlender Klappen oder Ventile nur wenige Naturtöne ermöglichten, diese aber strahlend und brilliant, und wie sie gespielt wurden? Das wissen wir allerdings nicht mit Sicherheit zu sagen, fehlen uns doch vor dem 16. Jahrhundert im Wensentlichen entsprechende Aufzeichnungen dazu. Immerhin liefert uns der burgundische Komponist Guylaume Dufay in seinem 1420 entstandenen Gloria 'ad modum tubae' eine Idee vom faszinierenden Klang mittelalterlicher Fanfaren (die ja ebenfalls zu den Naturtrompeten zählen) wenn er in der Beischrift davon spricht, sie 'nach Art der Trompete (in C-Stimmung) zu spielen' und dafür nur die vier Naturtöne g, c1, e1 und g1 verwendet.

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Ein paar Worte zu Herkunft und Ausbreitung ...

Der Name der Trompete findet sich als dromette seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in schriftlichen Quellen; so etwa auch bei Luther. Zuvor waren wie bereits erwähnt die Bezeichnungen tromba, trompe oder auch busine gebräuchlich, Begriffe, welche für vielerlei Typen von Instrumenten gebräuchlich waren und daher nicht immer eine klare Vorstellung von der Größe und Bauform ermöglichen.

Charakteristisch für die Trompeteninstrumente waren - und sind - das Kesselmundstück, dessen Tiefe darüber entscheidet, ob der Klang weich oder brilliant ertönt und die enge Mensur. Dabei unterscheiden wir zwischen Naturtrompeten (zu denen auch die Fanfare (Heroldstrompete) oder die spätere Barocktrompete zählen) und solchen Trompeten, die zur Erzeugung von Zwischentönen mit Ventilen, Klappen oder Grifflöchern ausgestattet sind. Ventil- und Klappentrompeten wurden erst im 19. Jahrhundert entwickelt. Versuche, Zwischentöne beziehungsweise veränderte Stimmungen in der einen oder anderen Art zu erzeugen, fanden jedoch bereits früher statt - man denke nur an den Zink, oder die im 15. Jahrhundert durch Einfügung eines variablen Zuges entwickelte Posaune (deren Name sich - erraten - von der Busine herleitet).

Die Trompete als Signalgeber in der Schlacht - Abbild eines (antiken) Kriegselefanten, Buchmalerei, British Library, 13. Jhdt.

Naturtrompeten finden sich bereits in altägyptischen Darstellungen, bei den Kelten und Germanen ebenso wie bei den biblischen Israeliten, den Griechen und den Römern - in verschiedenen Formen und aus unterschiedlichsten Materialien (Tierhorn ebenso wie Bronze) gefertigt. So war die römische tuba langgestreckt, ohne Windungen, das cornu dagegen in Form eines G gebogen.

Trompeten Instrumente zur Herrschaftsrepräsentation finden sich bereits im früheren Mittelalter, etwa bei der Übergabe von Städten. Richtig populär scheinen sie aber im Gefolge der Kreuzzüge geworden sein, wo die rückkehrenden Ritter offensichtlich gewisse 'sarzenische' Musikgebräuche übernahmen.

Die mittelalterliche Trompete, die typische Busine oder Tromba, war gerade - und von imposanter Länge (die knapp an die zwei Meter reichen konnte), schließlich war die Tonhöhe durch die Länge vorbestimmt. Gewöhnlich bestand sie aus mehreren Metallteilen und einem ausladenden Schallstück. Als clarion oder claro wurden kürzere Bauformen von etwa 90cm oder gar nur 60cm Länge mit entsprechend höherem Klang bezeichnet, deren Entstehung wohl in das 14. Jahrhundert fällt.

Auf die selbe Zeit geht die Entwicklung von gebogenen Formen (als S- und Bügelform, wie bei der späteren Barocktrompete) zurück, wodurch die Handhabung bedeutend vereinfacht werden konnte. Ob es im späten 14. Jahrhundert bereits Zugtrompeten gab, gilt als nicht einwandfrei geklärt. Immerhin ist ein Lied des sogenannten Mönchs von Salzburg mit 'Dy trumpet' überschrieben, was im Zusammenhang mit der Stimmführung des Liedes als mögliches Indiz für das Vorhandensein eines derartigen Instruments gedeutet werden kann.

Wo kamen (die vorerst unhandlichen) Langtrompeten zum Einsatz: Als Repräsentationsinstrumente für Herrscher, Fürsten und Herren, für Städte, zur Signalgabe, im Frieden - so mussten die Stadttürmer in der Lage sein, ihre Signale mit Trompeten geben zu können - und im Krieg, wo die strahlenden hohen Töne des Instrumentes weit zu hören waren. Die Musiker, die die Trompete spielten, besaßen demgemäß lange Zeit auch einen höheren sozialen Status als ihre Kollegen an den anderen Instrumenten, ein Ansehen, das sich auch in besserer Entlohnung zeigte.

Höhere Entlohnung, beziehungsweise Entlohnung überhaupt für sein Trompetenspiel kann der Autor dieser Zeilen in unserer heutigen, schnöden Welt leider nicht erhoffen - allenfalls lautes, empörtes Klopfen der Nachbarn. Allerdings, das wird sich bald ändern - besitzen wir doch seit neuerster Zeit einen (elektronisch aufgefetteten) Dämpfer (im Mittelalter nicht gebräuchlich und auch gar nicht erwünscht), der uns mit Sicherheit - wenn schon nicht zu einem neuen Louis Armstrong oder Wintión Marsalis - so doch über kurz oder lang zum neuen Stadtbläser der Babenbergerresidenz machen wird ...

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