Saelde und Ere - Christliche Feste im Laufe des Jahreskreises ...

Trinitatis - der erste Sonntag nach Pfingsten

Bildstockdarstellung der Heiligen Dreifaltigkeit, Polzerkreuz, Keutschach - Kärnten, um 1680

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'Die Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei bei euch!'
(Paulus, 1. Korintherbrief)

Nachdem wir uns bereits an anderer Stelle des Pfingstfestes in Form eines Artikels angenommen haben - wir erinnern uns: 50 Tage nach Ostern feiert die Kirche die Herabkunft des Heiligen Geistes -, wollen wir uns diesmal Trinitatis annehmen, dem Dreifaltigkeitssonntag, der eine Woche nach Pfingsten begangen wird.

Eines, wenn nicht gar das tiefgründigste theologische Problem des Christentums stellt die Trinitäts- oder Dreifaltigkeitslehre dar, welche die Wesenseinheit von Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist postuliert (womit ein strenger Monotheismus eigentlich aufgegeben wird, wenn auch die drei aus Gott entsprungenen göttlichen Wesenheiten keinesfalls drei getrennten Göttern gleichgesetzt werden dürfen). Diese gedanklich nicht einfach nachzuvollziehende Konstrukt hat der Kirche bekanntlicherweise von Beginn an große und größere Schwierigkeite und theologische Streitigkeiten beschert - denken wir nur an die spätantike Auseinandersetzung mit dem Arianismus oder den ebenfalls aus dieser Problematik (genauer: aus dem 'filioque'-Zusatz) resultierenden Unstimmigkeiten mit der Ostkirche ...

Nun wollen wir uns - nicht zuletzt aufgrund fehlender Kompetenz und philosophischer Tiefe - gar nicht erst auf diese Diskussionen einlassen (wo es zudem jede Menge sehr profunder Quellen schriftlicher und internetärer Art zu erforschen gibt). Vielmehr hiermit erwähnen, dass die westliche Kirche mit Trinitatis einen eigenen Festtag besitzt, an dem, sonntags nach Pfingsten, der drei Erscheinungsformen Gottes als Vater, Sohn und Heiliger Geist gedacht wird, was auch insofern eine interessante Besonderheit darstellt, als sich dieses Fest auf kein konkretes Ereignis im Leben Jesu bezieht - worin vielleicht auch der Grund für die vergleichsweise späte Einführung des Festes in den Römischen Kalender zu suchen ist.

Die erfolgte nämlich kirchenweit erst 1334 durch Papst Johannes XXII, nachdem es einige Jahrhunderte zuvor, um die Jahrtausendwende, in französischen Benediktinerklöstern aufgekommen war. Seitdem bildet Trinitatis, das auch zahlreiche andere Bezeichnungen kennt (etwa Dreifaltigkeitssonntag, Goldener Sonntag, Salvatorstag, Trifeldicheit, Frommtag, 'Pentecoste clausum', 'dies trinitatis', Güldensonntag ...) den Beginn des zweiten Kirchenhalbjahres.

Güldensonntag oder Goldener Sonntag? Wir erahnen's! Damit wären wir genau wieder bei jenem Thema angelangt, das sich im Zusammenhang mit solch 'Heiligen Tagen' fast automatisch ergeben muss - nämlich bei dem, was der Volksmund noch über diese Tage mit relativ großer Zuverlässigkeit zu berichten weiß! Zum Beispiel über die 'Goldene Wunderblume', die - richtig erraten! - ausschließlich am Goldenen Sonntag erblüht, und gemeinhin zur Öffnung von Bergenflanken und der Hebung allfällig darunter verborgener Schätze verwendbar ist. Oder - wenn's denn mehr dem Schöngeistigen dienen soll - zur Erlösung verwunschener Jungfrauen ...

Wer nicht das Glück hat, am Dreifaltigkeitssonntag ein solch Blümlein zu finden und damit ein süßes Mägdelein von seinem Jungferndasein zu erlösen ... ähh, von seinem verwunschenen Zustand natürlich, der mag sich mit dem Einsammeln diverser (Un-)Kräuter an besagtem Festtage trösten; immerhin sind die dann besonders heilkräftig.

Kinder, die an solchen Goldsonntagen geboren werden (neben Trinitatis zählt auch noch der erste Adventsonntag als ein solcher), die sogenannten Goldsonntagskinder, sind hellsichtig und vermögen Kontakte zur jenseitigen Welt aufzunehmen. Dass sie diese Gabe aber mit einem kurzen Leben zu begleichen haben, ist natürlich abergläubischer Unsinn.

Ein guter Christ besucht (zumindest hin und wieder) die Messe - tut er dies am Dreifaltigkeitssonntag, ist's gut. Tut er dies an jenem Tag gar dreimal, dann ist's noch besser - schließlich soll ihm dann alles gelingen, was er beginnt. Aber Achtung, genau das darf er aber auf gar keinen Fall tun. Nämlich am Dreifaltigkeitssonntag etwas beginnen. Arbeiten! Verreisen! Bäume, Berge, Dachböden und dergleichen gefährliche Orte mehr besteigen. Strengstens verboten: Hausarbeiten (dies gilt besonders für Männer!), in den Wald gehen oder - Gott behüt's! - gar baden! Weil nämlich sonst notwendigerweise Unheil droht! Auch der Sonntagsnäherin. Etwa in Gestalt des bestrafenden Blitzes.

Und wenn's zur Dreieinigkeit regnet, kann das gut sein (dieser Regen lässt die Ernte gedeihen, besitzt Heilkraft und kann sogar als Weihwasser Verwendung finden) oder schlecht (dieser Regen kann schlimmes Vorzeichen sein, die Ernte zerstören oder langandauerndes mieses Wetter ankündigen oder gar Hochwasser bedeuten). Alles klar? Man braucht nur die Zeichen richtig zu deuten, was ja nach unserem kleinen Exkurs nicht mehr allzuschwer sein sollte ...

Das berühmte Dreifaltigkeitssalz, fragt ihr nun? Ein mächtiges Zaubermittel fürwahr, über dessen manigfaltige Einsatzmöglichkeiten wir euch an anderer Stelle - soferne wir nicht darauf vergessen - in Bälde berichten wollen. Jetzt aber, müssen wir uns eilig aufmachen, um noch rechtzeitig eine Waldlichtung zu finden, dort einen dicken Strauß goldstrahlender Wunderblumen, und uns damit auf die Suche nach vielen, vielen verwunschenen Mägdelein machen ...

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