Sælde und êre - Bericht vom Mittelalterfest vor der Burg Ottenstein

Mittelalterfest vor Burg Ottenstein / Niederösterreich
(04. - 06. Juli 2008)

Dieses Wochenende, vom 3. bis zum 6. Juli, verbrachten wir am Mittelalterfest zu Ottenstein. Unser drittes Fest mit Lager in dieser Saison - Halbzeit! Eines gleich vorweg: Wir haben die Teilnahme nicht bereut. Alleine die wunderbare Umgebung mit der wirklich beein- druckenden, voll intakten Burg hätte schon die Teilnahme gerechtfertigt. Dass dazu noch eine Menge an netten Menschen kam, alten und neuen Bekanntschaften, eine herzliche Gastfreundschaft geboten wurde, sowie ein sehr stimmiges Fest sich entwickelte, ließ die drei Tage aus unserer Sicht zu einem vollen Erfolg - und Genuss - werden!

Wie ein Märchenschloss unter Schäfchenwolken - Burg Ottenstein bildete die malerische Kulisse zum Mittelalterfest

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Kleiner Zwischenraum

Doch von Anfang an: Noch am Donnerstag hatte es ja so gar nicht nach einem entspannten Aufenthalt im Freien ausgesehen, Sturm- warnung und nächtliche Unwetter ließen Schlimmes befürchten. Die nächtlichen Alpträume reichten von sumpfigem Wiesenuntergrund bis zu zerfetzten Zeltplanen. Am Freitagmorgen wurde dann der Rest an Material zum Auto gekarrt und eingeschlichtet. In ein einziges Auto wohlgemerkt, denn aus diversen Gründen fielen diesmal alle weiteren Transporthilfen weg. Kaum zu glauben, dass man in einem solchen Gefährt ein ganzes kleines Lager unterbringen kann - nebst fünf nach Mittelalterabenteuern Dürstenden.

Klar, dass dabei der Blick immer wieder zu den Wettervorhersagen abschweifte. Und die verhießen Besserung, doch Böen bis zu 80km/h sind noch immer nicht das, was man sich beim Lageraufbau wünscht. Doch egal, so etwas kann harten Hunden wie uns nicht wirklich etwas anhaben, hmm ... Gegen die Mittagszeit hin wurde schließlich aufgesessen und los ging es - keine Minute zu früh, wie sich spä- ter herausstellen sollte.

Dunkle Wolken am Himmel über Burg und Festgelände verhießen nichts Gutes  bei unserer Ankunft ... ... doch kaum hatten wir unser Lager aufgebaut, lockerte es auf und die Sonne blinzelte zwischen den Wolken hervor - wir haben wohl einen Fan dort oben!

Nun ist die Anreise von Wien nach Ottenstein nicht wirklich eine Weltreise und so näherten wir uns rasch unserem Ziel - wobei wir mit einem lachenden Auge bemerkten, dass sich hinter Krems die zuvor noch wirklich starken Windböen merklich abzuschwächen begannen. Das weinende hingegen registrierte zunehmend dunklere Wolken am Horizont, in die wir direkt hineinzusteuern schienen.

Bereits der erste Ausblick auf die Burg, vom Kamp hinauf, ließ das Herz höher schlagen, doch nach der Ankunft, als sich die ganze An- lage dem Auge offenbarte, stockte uns schier der Atem: Die mächtige, bestens erhaltene Burg bot vor dem mit dunklen Wolken ver- hangenen Himmel auch eine beeindruckende Ansicht.

Allenortens wird nun fleißig gehämmert und aufgestellt, wie etwa hier bei unseren Nachbarn zur Rechten, den trinkfesten Sturmfalken aus Wieselburg. Währenddessen betrachtet ein weiterer Nachbar, der 'venezianische' Bayer Werner, entspannt lächelnd und wie immer gutgelaunt, wie sich um ihn her all die guten Leute abmühen.

Rasch hatten wir auch Hannes, den Veranstalter entdeckt. Der vorgesehene Lagerplatz lag auf einer der großen Wiesen im weitläufigen Areal vor der Burg. Leicht abschüssig aber nach vormittäglichen Regentropfen bereits wieder trocken. Einen Moment gab es zwar lange Gesichter - als nämlich das völlige Fehlen von Strohballen zur Kenntnis genommen werden musste. Aber schließlich lässt sich improvi- sieren. (Den folgenden Abschnitt mögen bitte Verantwortliche der Burg Ottenstein überlesen!) Rasch waren eine herrenlose Bank und ein ebensolcher Tisch aus dem Burgareal gekl... meinte 'ausgeborgt' und mit Hilfe von Holzrundlingen der große Tisch auf die Beine ge- stellt. Und siehe da, kaum war das Lager aufgestellt und derart eingerichtet, rissen auch schon die Wolken auf und die Sonne zeigte sich. Na also, unsere guten Beziehungen nach ganz oben machen sich bezahlt ...

Übrigens, die ausgeborgten Inventarien, Tisch nämlich und Bank, wurden nach Festende selbstverständlich wieder zurückerstattet: Fünf Personen, ein komplettes Lager - mehr hätte auch beim besten Willen (und schlechtester Absicht) gar nicht mehr in unser Gefährt gepasst.

Samstags eröffenen die Haga Skalden mit ihrer Musik das bunte Markttreiben und den Reigen von Programmpunkten und Vorführungen ... ... wie etwa jene der Mollner Falknerei.

Rundum wuchs zwischenzeitlich auch das Lager und bald bot sich ein recht ansehnliches Bild. Nach der Burgbesichtigung (Bericht dazu gibt es später), von der leider die Innenräume ausgenommen waren, nahmen wir abends gerne das Angebot an, das Veranstalter und das ansässige Hotelrestaurant boten, nämlich tolle Verköstigung zum günstigen Personalpreis. Überhaupt zeigte sich das Burgrestau- rant während des Festwochenendes von der besten Seite: Freundliches Personal, Benützung der sanitären Anlagen (sogar eine jeder- zeit zugängliche Dusche stand zur Verfügung), gutes Essen und ein günstiges, reichhaltiges Frühstücksbuffet - von dem ausgiebig Ge- brauch gemacht wurde. (Wir hoffen inniglich, durch unseren morgendlichen Heißhunger nicht sämtliche Kalkulationen des Hoteliers über den Haufen geworfen zu haben ...). Bei Kerzenschein und netten Unterhaltungen mit Nachbarn klang der Abend schließlich stimmig und wettermäßig trocken aus.

Trotz zwischenzeitlichen Sitzstreikes im Geäst ... ... finden sich schließlich sämtliche Greifvögel samt ihrer Falkner wieder ein!

Der erste Blick am Samstagmorgen galt dem Himmel - und der zeigte sich strahlendblau. Toll, so soll es auch sein. Rasch galt es nun das Lager besuchertauglich zu machen, denn um 11 Uhr war Festbeginn. Auch traf noch Verstärkung für unser Lager ein. Mit der Musik der Haga Skalden wurde das Zeichen zum Auftakt gegeben und bald strömten die ersten Besucher ins Gelände. Nun, auf jenem Areal, auf dem wir neben den Draconis Cognatio, die neben Lagerleben auch den Schaukampf zu absolvieren hatten, und den Wieselburger Sturmfalken sowie einigen Händlern untergebracht waren, verliefen sich vorerst nur wenige Besucher. Zu weiträumig war das Areal und der Hauptstrom verlief der Straße entlang zum Turnierplatz. Egal, so blieb Zeit um Kontakte zu pflegen und neue zu knüpfen.

Unter dem Baldachin von Sælde und êre hieß es erst einmal alles an mitgebrachten Ausstellungsstücken herauszukramen und auf dem improvisierten Tischen aufzubauen, ... ... danach ließen die einen den Tag einen guten sein, ...

Mit zunehmender Stunde war dann auch die Spezies Besucher immer zahlreicher vor unserem Lager anzutreffen und wie immer auf Fes- ten gab es eine ganze Menge Schaulustiger, die sich für unsere Ausstellungsstücke, vor allem die mitgebrachten Spiele interessierten aber auch selbst mal das eine oder andere ausprobierten. Die räumliche Nachbarschaft zu den Händlern brachte es aber auch mit sich, dass wir dauernd zu erklären hatten, wir dächten nicht daran unser Schachzabel und die anderen Brettspiele zu verkaufen. Ein für alle- mal, die sind einzigartig und unverkäuflich - obwohl, wenn tatsächlich mal ein russischer Ölmilliardär vorbeikäme, dann könnte man viel- leicht doch verhandeln ...

... während andere schwerstens schufteten und fronten. (© Foto: F. Swaton) Nun ja, irgendwann rafften sich schließlich alle zu produktiver Tätigkeit auf ...

Zwischenzeitlich boten sich aber doch immer wieder Gelegenheiten den Markt abzugehen oder sich den einen oder anderen Programm- punkt zu Gemüte zu führen.So etwa die Greifvogelvorführung der Mollner Falknerei, um deren Vögel ohnedies immerzu großer Andrang herrschte. Dass der Star der Vorführung sich kurz mal auf einen Baum verdrückte und interessiert die Versuche des Falkners beobach- tete, ihn zur Weiterarbeit zu bewegen, störte nicht weiter. Schließlich konnte nach dieser kurzen Künstlerpause doch fortgesetzt und das Programm zur Zufriedenheit fertiggeflogen werden.

Produktive Tätigkeit? Wirklich alle? ... ... Herumtollen in den weiten Wiesen vor der Burg ist doch viel interessanter!

Der Schaukampfauftritt der oberösterreichischen Draconis Cognatio stellte sicherlich einen der Höhepunkte des Programms dar: Dabei wurde das Programm in derart unterhaltsamer Weise dargeboten, dass dem Schreiber dieser Zeilen mehrfach ein lautes Auflachen ent- lockt wurde, ob er dies nun wollte oder nicht. Allerdings, einen solchen Knappen muss man auf die Dauer erst einmal aushalten können. Armer Ritter kann man da nur sagen ...

Währenddessen harren die Besucher auf dem Turnierplatz der nächsten Auftritte, die da angekündigt sind,  ... ... wie etwa jener, sehr unterhaltsame und gut gemachte, von der Ritterschaft  Draconis Cognatio! Doch unter uns: Einen derart vorlauten Knappen würde ich mir nicht antun, werter Herr Hauptmann!

Abends war dann noch die Feuervorführung der Feuermatrix zu bewundern, wobei klarerweise besonders die Leistung des von uns auf ungefähr 10 Jahre alt geschätzen, kleinsten der Künstler beeindruckte. So professionell und gar nicht ängstlich mit den Feuerpois um- zugehen - alle Achtung. Selbstverständlich schreit eine derartige Leistung nach einer Zugabe und bei der waren dann noch einige überraschende Feuerwerkseffekte zu bewundern.

Der Abend war damit aber längst noch nicht beschlossen, denn nun erst ging es mit dem gemütlichen Teil im eigenen Lager so richtig los. Lagerfeuerromantik vor der beleuchteten Burgkulisse und unter sternübersätem Himmel. Klar, dass da unser Gesangsbuch herhalten musste und das ganze Repertoire zum Einsatz kam. Aufmerksame Zuhörer allenthalben, manche scharrten sich dann sogar um das Feu- er - habt Dank für den Applaus und für den Zuruf nach Zugaben.

Natürlich wurde dabei nicht nur herumgealbert, sondern zwischenzeitlich auch hart gekämpft, ... ... wobei bedauerlicherweise schon der dritte 'Freiwillige' an diesem Wochenende verbraucht wurde!

Spät schon kam dann die Einladung für unsere Damen, doch in den Badezuber der Wieselburger Sturmfalken zu steigen. Dieses Völk- chen hatte ein konsequentes Tagesprogrammm durchgezogen (Trinken, Essen, Spielen, Schlafen, Trinken ...), daher schien die Ein- ladung auch schon reichlich promillegetränkt. Tut mir leid Jungs, aber unsere Weiblichkeit hat das Angebot nicht ganz überzeugt ... Bewundernswert aber das Durchhaltevermögen der Sturmfalken, deren letzte sich erst bei Morgendämmerung in ihren Horst verflüch- tigten (allerdings war die Lautstärke während der ganzen Nacht immer eine angenehm gemäßigte).

Abends gab's dann den stimmigen Abschluss mit der Feuervorführung der Feuermatrix ... ... und einigen sehr auffallenden Feuereffekten!

Der Sonntag wurde dann mit einem opulenten Frühstücksbuffet gestartet, bei dem - man glaubt es kaum - auch die Sturmfalken be- reits wieder zugegen waren. Wann schlafen die denn? Egal, es blieb keine Zeit für lange Überlegungen, denn schon rauschten die Be- sucherströme heran, wobei der Andrang größer war als jener am Samstag.

Im Verlauf der beiden Festtage durften wir in manchem Lager zu Gast sein, selbst aber auch viele illustre Gäste begrüßen, so viele, dass ich mich aller gar nicht mehr zu entsinnen vermag: Horst samt seinem Schlingel von Sohn, da waren einige von Arduinnas Gefähr- ten, ein Teil der Feuermatrix, eine Eulenspiel-Abordnung, Camelot - die sich aber nicht so schreiben -, arabische Draconis Cognatio-Besuch samt der hübschen Spinnenfrau, unsere Ennser Freunde, die Huscarl-Berichterstattungsabteilung, und und und ...

Ein besonderes Vergnügen waren uns natürlich die Unterhaltungen mit unserem Wiesennachbarn Werner, dem 'venezianischen' Bayern und weitgereisten 3-Welten Händler, der die Launen unserer Jüngsten zu ertragen hatte und der uns über die südländischen Züge un- serer bayrischen Nachbarn aufklärte ...

Pünktlich zum Festende hin tauchten dann die ersten Wolken über dem westlichen Horizont auf. Hurtig, hurtig, hieß es nun, rasch das Lager abbauen, schließlich war zu hören, dass in Enns bereits die Regenmassen flossen; und wir wollten mit trockenen Planen heim- kehren. Aber wie das so ist mit guten Verbindungen - es ging sich, auch dank erneuter Ernsthofner Hilfe, alles aus. Nach der üblichen Abschiedsrunde, auf der wir von Hannes die erfreuliche Mitteilung bekamen, dass Ottenstein im kommenden Jahr eine Neuauflage erle- ben soll, ging es dann auf den Heimweg, auf dem uns bei Krems schließlich die ersten Regentropfen einholten. So etwas nennt man gute Zeiteinteilung.

Jedenfalls war das Wochenende ein sehr gelungenes und wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen: mit vielen Freunden in Kaprun und mit Ottenstein im kommenden Jahr!

Kleiner Zwischenraum

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