Sælde und êre - Urpfarre der Wachau: Wehrkirche St. Michael

21. Juni 2014

Da nun der Sommer eingezogen ist in die Lande und mit ihm die segensreiche Urlaubszeit, weiß der geneigte Leser längstens schon, dass mit dem Auftreten strahlend sonniger Tage, schweißtreibender Temperaturen und diverser Fußballfreundschaftsspiele in abgelegenen Gegenden auch das Besichtigungsprogramm historischer Bauwerke, dem wir von Sælde und êre so gerne frönen, eine Intensivierung erfährt. Und so wollen wir uns auch dieses Jahr dieser schönen Tradition nicht enthalten und euch von diesen unseren Besuchen einige Bilder liefern ...

Der (verbliebene), zur Aussichtswarte umgebaute südöstliche Rundturm der Wehranlage St. Michael.

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Kleiner Zwischenraum

Wie aber läuft so ein typisches Besichtigungsprogramm in seiner Idealform ab? Nun, der erste Schritt besteht in der Festlegung einer geeigneten Fahrtroute, die uns, mit dem Aufbruch im frühen Morgengrauen beginnend, an mehreren Burgen, Kirchen und Gaststätten vorbei, pünktlich zum abendlichen Anpfiff mit mehreren hundert neuen, künstlerisch hochwertigen fotografischen Abbildungen an die angesagtesten ländlichen Sportstätten unseres schönen Landes führt, wo dann angenehme Temperaturen, lauer Sommerkick und einheimischen Gastronomie auf dem Programm stehen.

Soweit der Idealfall. Tatsächlich sind gewisse Abweichungen davon jedoch nicht ganz auszuschließen. Etwa die, dass aus dem frühen Morgengrauen infolge anhaltender Erschöpfung, die dem vorangegegangenen Abend geschuldet ist, später Vormittag (also 11h00) wird. Dass der Tag nichts vom Sommer und dem zugehörigen Wetterbericht hält und somit anstatt Sonne und angenehme Temperaturen nur Eiseskälte (naja, fast), dunkle Wolken und vereinzelte Regentropfen aufzuweisen hat. Dass die Bilder anstatt anspruchsvoll, verwackelt und unscharf sind und zudem nicht selten verwaiste Arme, Beine und Köpfe beinhalten.

Und dass, zu guter Letzt, soviel von diesem unsäglich lästigen Menschenschlag - Touristen nennt man sie wohl - unterwegs ist, um ausgerechnet jenes Bauwerk zu begehen und abzuknipsen ('Hannelore, gehst du schnell mal 'nen Schritt nach links? Und nun lächeln - du weißt doch, Mundwinkel nach oben ziehen ... gut so, Mutti, da werden die Müllers aber staunen ...'), das man selbst im Visier hatte, sodass einem gar keine andere Wahl bleibt, als zu improvisieren.

Versucht ihr doch einmal, in Dürnstein zu Mittag einen Parkplatz zu bekommen! Unmöglich! Also muss Richard Löwenherz weiter in der dortigen Burg schmoren, da wir nicht innehalten konnten und somit auch nichts von seinem Gefängnis ins ferne England zu verraten mögen. Egal. Geht es eben ein paar Kurven weiter, die Donau entlang, bis der trutzige Rundturm und das spätgotische Langhaus der Wehrkirche St. Michael zum alternativen Verweilen einladen. Und da gibt es immerhin auch eine jede Menge zu bestaunen.

Vom verbliebenen und zur Aussichtswarte ausgebauten Rundturm den angeblichen schönsten Ausblick über die obere Wachau hinweg. Oder, von derselben Stelle aus, die sogenannten 'sieben Hasen' von St.Michael am Kirchenfirst (genauer: deren Nachbildungen, stehen doch die Originalterrakottafiguren inzwischen im Kremser Stadtmuseum), die zwar interessant aussehen, uns jedoch an alles andere denn Hasen erinnerten, fehlen doch hasencharakteristische lange Ohren ..

Wie sie dort hinaufkamen, wollt ihr wissen? Da gibt's eine einleuchtende Begründung. Als nämlich einmal der Winter besonders hart zuschlug und demzufolge der Schnee bis zum Kirchenfirst hinauf reichte, hoppelten besagte Häschen dort fröhlich herum. Versahen sich des plötzlichen Wärmeeinbruches und der damit einhergehenden Schneeschmelze. Und mussten demzufolge dort oben hockenbleben und zur Sehenswürdigkeit werden. (Natürlich haben die Historiker - immer die Studierten mit ihrer Besserwisserei! - wieder eine eigene Erklärung parat: Es soll sich um eine von Menschenhand gemachte Nachstellung einer Jagd, vielleicht gar der Wilden, handeln ...)

Daneben gibt's noch viel anderes zu sehen, beim Umgehen des Kirchenhauses: jede Menge Wappen und Grabplatten, Plastiken und Ornamente, Reste freigelegter Fresken. Das Innere der Kirche kann man dagegen leider nicht betreten. Dies ist der angeblich zunehmenden 'Souvenirsammelleidenschaft' gewisser, vorwiegend nächtlich reisender Gruppen geschuldet, wie uns Einheimische nicht erst in St. Michael versicherten. Immerhin erlaubt das geschlossene Gitter den Blick auf den prächtigen Barockaltar, auf Kanzel und Schmerzensmann.

Und wer einen Euro übrig hat, kann im Vorraum auch einen Informationsfilm über alle anderen Sehenswürdigkeiten, die sich im Inneren von Kirche und Karner verstecken, und auch Geschichtliches abrufen: Da findet sich manch Makaberes, wie Schädelpyramiden, Armensärge, Witwenzöpfe und vieles mehr in Ton und Bild ... zugleich hat man mit diesem Beitrag auch etwas Gutes getan für die weitere Erhaltung des Bauwerks.

Und wer nicht flüssig ist, finanziell nämlich? Der wartet einfach, so wie all die anderen auch, die hier vor der Mattscheibe herumlungern, bis es dem Ersten zuviel wird und er endlich einwirft. Zusehen dürfen nämlich dann alle und den Greuelgeschichten lauschen von den spanischen Hilfstruppen der Habsburger, die in ihrer Langeweile infolge fehlender Türkeneinfälle schon mal einen Turm anzünden, wenn sich denn die einheimischen Mägdelein als zu abweisend zeigen ...

Kleiner Zwischenraum

Einige Daten (laust Beschilderung) aus der Geschichte der Pfarre und der Burg:

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Einige Eindrücke:

Blick am westseitigen Kirchturm mit seinen (nach einem Brand) 1544 aufgesetzten Schmuckzinnen vorbei auf die Donau ... ... und über die Anlage hinauf zum wolkenverhangenen Junihimmel. Beim Rundgang um die Anlage ... ... geben die trutzigen Mauern ....  ... noch einen guten Eindruck von der einstigen Wehrhaftigkeit. Der Weg in den Friedhof ... ... führt vorbei an Wappengrabsteinen, ... ... figuralen (und ornamentalen) Verzierungen aus unterschiedlichen Epochen, ... ... und den Überresten von Fresken des 16. Jhdts., ... ... die wohl einst noch um einiges farbenprächtiger erstrahlt sein dürften. Der westseitige Zugang zur Kirche selbst ... ... und der an der gegenüberliegenden Ostseite liegenden, in den Rundturm führende, ... ... dessen Besteigung neben Ausblicke in die Umgebung ... ... auch einen guten Überblick über den Aufbau der Wehranlage ..., - hier der Blick nach Westen über den Friedhof hinweg -, ... sowie die Entdeckung interessanter Details ermöglicht - wie hier am Dachfirst der Kirche die der sogenannten 7 Hasen von St. Michael. Das Innere der Kirche selbst ist barockisiert, ... ... mit dem Hochaltar, der, 50 Jahre älter, 1748 aus Stein hierher übertragen wurde. Viele der vorhanden Kunstwerke reichen jedoch über diese Zeit zurück; so etwa die um das Jahr 1500 geschaffene Pieta ... ... oder der auf ca. 1420 zu datierende Schmerzensmann. Auch manch Skuriles, wie die Schädelpyramide, findet sich ebenso ... ... wie die Abbildung eines alten Stiches, der noch einen zweiten Wehrturm zeigt.

Weiterführender Link:

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