Goldene Handschriftzeiten in der Nationalbibliothek Wien ...

Februar 2016 ...

Soferne es unsere stets zu knapp bemessene Zeit erlaubt, nützen wir von Sælde und êre gelegentlich die vielfältigen Möglichkeiten, welche die alterwürdige Kaiserstadt an Sehenswürdigkeiten und Museen zu bieten weiß - der treue Leser erinnert sich vielleich an manch Schilderung vergangener Ausflüge. Viele dieser Sehenswürdigkeiten kann der neugierige Besucher das ganze Jahr über bewundern; demzufolge brauchen sich Eigeborene keinerlei Zeitdruck beim Besuchstermin auferlegen.

Schwieriger wird es, wenn (wie so häufig) irgendeine der vielen vorhandenen Kulturinstitutionen eine interessierende Sonderausstellungen verantaltet; soferne man diese überhaupt unter den vielen anderen ankündigenden Plakaten entdeckt, dann ist häufig der Ausstellungszeitraum bereits zur Gänze oder fast schon wieder verstrichen. Eile tut also dann nicht selten not!

Weithin über den Josephsplatz künden die Plakate von der spektakulären Ausstellung in den Räumlichkeiten der Österreichischen Nationalbibliothek!

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So geschehen auch bei der Ausstellung 'Goldene Zeiten' der Österreichischen Nationalbibliothek, welche originale Meisterwerke der Buchkunst von der Gotik zur Renaissance aus den bibliothekseigenen Beständen zu präsentieren verspricht. Und da bekannt ist, wieviele derartige Schätze in den riesigen Archiven der Institution lagern - was nicht zuletzt der Sammelleidenschaft bzw. der Repräsentationssucht der ehemaligen habsburgischen Herrscher zu verdanken ist! -, und wir dem Charme von Büchern, zumal so einmaligen, kaum zu widerstehen vermögen, war ein Besuch unumgänglich.

80 Exponate im Original zu bestaunen wäre ja an und für sich schon mehr als ausreichend, um einen Besuch in der Hofburg zu motivieren. Dass diese einmaligen Ausstellungsgegestände allerdings - nebst Faksimiles berühmter, in den Archiven verschlossenen Schätzen wie der Wenzelbibel mit ihren neckischen Bademädchen - zudem noch im barocken Prunksaal untergebracht sind, erhöht für den Besucher den Spaßfakter noch um einiges. Alleine die mit alten, ledergebundenen Büchern vollgestellten Regale, die über zwei Stockwerke teilweise nur mit steilen Leitern zu erklimmen sind, lassen des Bücherliebhabers Herz freudig und schmerzhaft zugleich schlagen ...

Über Details der einzelnen Handschriften und Bücher wollen wir uns hier nicht weiter auslassen - dies wird vielleicht ohnehin in naher oder fernerer Zukunft im Rahmen anderer Beiträge geschehen. Die beigefügten Bilder mögen helfen, einen gewissen Eindruck von der vermittelten Pracht zu gewinnen; allenfalls mögen wir uns an dieser Stelle für die Qualität derselben entschuldigen. Sie ist dem Umstand zu verantworten, dass die, alle Exponate schützenden Glasvitrinen sämtliche von oben, durch die Deckenfenster einfallenden und von den Lampen stammenden Lichtquellen widerspiegeln und sich und ihre Inhalte derart einer vernünftigen Ablichtung widersetzen.

Eins soll doch noch erwähnt werden: Speziell interessant empfanden wir jenen Teil der Ausstellung, welcher sich mit der Übergang von der Handschrift zum gdruckten Buch befasst, der ja nicht schlagartig sondern in Stufen verlief: So fanden sich hier Bücher, deren Text bereits sehr rasch nach der Erfindung der Druckerpresse gesetzt, deren Initialen jedoch immer noch händisch ergänzt wurden. Umgekehrt fanden Bilderdrucke, die nach Holzschnitten von Meistern wie Lukas Cranach erstellt wurden, den Weg in handschriftliche Texte.

Jedoch ließ sich, wie immer, der neue Trend nicht aufhalten, und so finden sich am Ende der Ausstellungsstrecke Bücher, die doch sehr an Exemplare erinnern, wie man sie vielleicht auch auf Flohmärkten oder in verstaubten Winkeln alter Landsitze zu finden erwarten könnte. Unser Urteil über diese Entwicklung fällt zwispältig aus: Einerseits ist es schade, dass der findige Herr Gutenberg mit seiner Erfindung den Abgesang der Prachthandschriften eingeleitet hat. Andererseits hat er es dem gewöhnlich Sterblichen ermöglicht, selbst in den Besitz von - wenn auch weniger aufwendigen - Büchern zu kommen. Wenn nicht, ...

... ja wenn diese Bücher nicht vergriffen sind, wie dies beim Begleitband zur besprochenen Ausstellung der Fall war. Offensichtlich ein Hinweis darauf, dass das behandelte Thema mit seinen prächtigen Objekten doch viel Interesse zu wecken vermochte. Gut so!

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Einige Daten zum Punksaal der Österreichischen Nationalbibliothek:

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Einige Eindrücke:

Der erste, staunenmachende Blick in den Prunksaal der Bibliothek; ... ... der aktuell etwa 20000 Bücher aus dem Zeitraum zwischen 1501 und 1850 dauerhafte Herberge bietet. Die aktuelle Ausstellung - Grund unseres Besuches - zeigt aber solche Exponate, die hier sonst nicht im Original zu bewundern sind: hier etwa das Evengeliar des Johannes von Troppau, um 1368 Wer übrigens die Ausstellung übersehen hat: Manch Mittelalterliches, wie hier die die berühmte Wenzelbibel, gibt es hier andauernd zu bewundern - wenn auch aus Konservierungsgründen nur in Faksimileform ... Noch bis zum 21. Februar sind die Originale zu bestaunen: Etwa das Gebetbuch Herzog Albrechts VI, um 1458 ... oder die Anbetung der Madonna duch Herzog Ernst mit dem schönen Beinamen 'der Eiserne', um 1415 Selten kommt man Originalen so knapp auf Tuchfühlung um etwa Details in Schrift- und Initialiengestaltung - hier in einer um 1446 entstandenen Grammatik - ... oder in der Ausführung der farbprächigen Illuminationen - etwa im Gebetbuch Friedrich III., um 1473 - aus aller Nähe zu betrachten. Wie es 'der letzte Ritter' Maximilian I verstand, sich im Triumphzug feiern zu lassen, zeigt dieser im Jahre 1777 mit den orignalen Druckstöcken gefertigte Nachdruck; hier zu sehen ein Ausschnitt aus dem 'Zug der fremden Völker'. Der Übergang in das neue Zeitalter des Buchdrucks geht erst schrittweise voran: Druckschrift mit gemalter Initiale ergänzt - Messkanon, Druck 1458, Initiale um 1480 - ... ... oder aber gedruckte Bilder, die handschriftlichen Texten zugefügt wurden - hier eine Abbildung des Hl. Hieronimus, abgelöst aus einer Sammelhandschrift, um 1410 Diese Darstellung des Hl. Stephans nebst Kalenderblatt aus einem Passauer Missale, 1503 entstanden, erinnert im Aussehen bereits stark an Bücher, wie wir sie aus muffigen Kellerabteilen unserer Großeltern kennen!

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