Sælde und êre - Erneut ist uns ein Jahr entschwunden ...

Altardarstellung anbetender Engel, Benozzo Gozzoli, Palazzo Medici-Riccardi, Florenz, um 1470

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... und selbst wenn das Haar inzwischen gezieret werden sollte von der einen oder anderen grauen Strähne mehr und der herzhafte Biss in die Keule den Zahn im fremden Fleische stecken lässt - lasst euch nicht davon bekümmern, denn die schönste Zeit des Jahres steht uns nun bevor. Möge euch ein schönes Fest, besinnliche und frohe Feiertage und ein guter Rutsch in das neue Jahr 2009 hinein bevorstehen, auf dass einem jeden von euch gelingen, wonach er sich zu streben müht.

Er ist gewaltic unde starc,
der ze wîhen naht geborn wart:
daz ist der heilige krist.
jâ lobt ihn allez, das er ist.
niewan der tievel eine
durh sînen grôzen übermout
sô wart îme diu helle ze teile."

Als kleines Präsent soll euch Meister Spervogels Gedicht werden, welches dem fernen 12. Jahrhundert entstammt, einer Zeit also, in der mancher Tisch nicht so reich gedeckt ward, wie wir dies heute als selbstverständlich nehmen, in der es den festen Burgen und den zugigen Bauerskaten der heimeligen Zentralheizungen ermangelte und darum auch die Eiseskälte in das große Bett zum gemeinschaft- lichen Verweilen zwang, aber in der auch der man sich des eigentlichen Sinns des Festes bewusster war.

Interessant ist obiger Lobgesang allemal, handelt es sich doch um die erste literarisch bekannte Erwähnung des Begriffs Weihnacht, der wîhen naht, von der wir wissen, wenn auch das Fest selbst, ob nun als Nachklang alter heidnischer Vorstellungen oder christlicher Be- mühungen, die bedeutsame Zeit der Wintersonnenwende mit dem Geburtsfest des Herrn zu belegen, sich bereits in frühere Zeit zurück- verfolgen lässt.

Jenen unter euch aber, die sich, anstatt alter Gebräuche zu pflegen und die Zeit der Stille und Sinnlichkeit zu genießen, lieber der neu- zeitlichen Kaufes- und Schenkenslust hingeben, ob nun aus freiem Willen oder durch die gestrenge Tyrannei allerliebster Kindelein dazu getrieben, denen sei's zum Trost gesagt: Nicht mehr allzulange währt die Zeit bis zum Heiligen Abend - und danach wird's Gelegenheit in all den Büchern, die sich unter dem weihnachtlichen Baume finden werden, zu schmöckern, mit all den neuen Instrumenten, die da im Kerzenlicht schimmern, laut und freudig aufzuspielen, bis früh in das Morgengrauen hinein, auf dass auch all die Nachbarn einfallen in die himmlischen Musik, die da durch ihre Wände schallet ...

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