Sælde und êre - Arbeitsgruppe Handwerk und Ausrüstung

Tafelmalerei in Tempera - Teil 6: Deckende Farbschichten ...

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Tafelmalerei in Tempera - Teil 6: Deckende Farbschichten ...

Die ersten Teile der Serie versäumt? Solltet ihr nach dem Lesen des heutigen Beitrages noch Lust dazu haben - hier geht's zurück zur Beschaffung der nötigen Materialien (Teil 1), zur Herstellung des Kreidegrundes (Teil 2) zum Motivauftrag (Teil 3), zur Herstellung der Eiemulsion (Teil 4) und zum Anreiben und ersten Farbauftrag (Teil 5).

Ihr erinnert euch an den Stand unseres dreifachen Tüchleinmalprojektes? Wir tun es nur ungern - haben doch die ersten Versuche, Farben auf unseren Kreidegrund aufzubringen zu recht mäßigen Ergebnissen und der Erkenntnis geführt, dass es doch nicht ganz so einfach zu sein scheint, diese Technik zu beherrschen! Da liegen sie nun, die besagten drei Brettlein; zwei davon mit Leinen bespannt, das dritte bar jeden Stoffes; alle sind sie endlich mit Kreidegrund und einer grünbräunlich-hässlichen Untermalung versehen, ... und scheinen sich nun störrisch dem Auftragen leuchtender Farben zu widersetzen!

Doch ist dieser Umstand keiner, der einen vorzeitigen Karrierestopp für den angehenden Giotto bedeuten sollte. Schließlich spricht die Literatur davon, dass es bei der Ausführung von Temperamalereien vor allem eines bedarf: viel Geduld nämlich. Und häufig mehrerer Schichten Farbauftrag, ehe ein visuell einigermaßen ansehnliches Ergebnis gelingen kann. Überhaupt scheinen Schichten und Geduld Schlüsselwörter für diese Art der malerischen Betätigung zu sein.

So ließen wir bei unserem letzten Treffen dien Pinsel fallen: alles andere als eine homogene Farbschicht, die da am Kreidegrund klebt, ... ... doch dann zeigt sich, dass Schicht für Schicht eine Besserung in diesem Umstand eintritt!

Schließlich waren sie bereits bei der Herstellung der Kreidegründe ein wesentliches Thema. Also heißt es auch jetzt, wo es darum geht die sattleuchtenden Hintergründe für unsere sportelnden Rittersmänner herzustellen, erst einmal die Nerven zu bewahren und - mit entsprechenden Ruhepausen zwischendurch, um den einzelnen Aufträgen Gelegenheit zu geben, anzutrocknen! - geduldig Schicht für Schicht (ja, es kann schon ihrer vier, fünf oder sechs davon bedürfen!) anzubringen.

Für größere Flächen eigenet sich ein breiter Flachpinsel recht gut; uns zumindest scheint es so zu sein. Ebenso wie ein 90°-iges Drehen der einzelnen Auftragsrichtungen. Und es sollte immer nur ein Strich sein, der, einmal angesetzt, durzuziehen ist. Ein Hineinmalen in frisch-nasse Flächen führt zum Ablösen sämtlicher Farbe und zur Zerstörung der Schicht.

Und wie ein letzter Auftrag eine gänzlich andere Farbnuance entstehen lässt, lässt sich hier erkennen! Bei der zweiten, roten, Seite gestaltet sich der Beginn auch nicht viel anders als zuvor bei der blauen, ...

Was einen recht großen Einfluss auf die Deckfähigkeit der Aufträge hat, ist natürlich die Konsistenz der Farbe: fette, mit (zu) viel Eidotter und Leinöl, lässt die Pigmente nur schlecht am Grund greifen - vor allem bei den ersten Aufträgen; uns scheint es aber so zu sein, dass solche Schichten nach dem Auftrocknen besser haften als zu magere, wenn auch deren Deckfähigkeit vorerst besser zu sein scheint und Trocknung viel schneller vonstatten geht.

Aber was hilft dieses, wenn anschließend mit dem großen Bröckeln und Abblättern auch der Frust beim Maler einsetzt! Seid also gewarnt vor zuviel Wasser und kaum Ei; lieber befleißigt euch der Geduld und arbeitet, wie beschrieben, eine nach der anderen die Schichten ab. Denn es zeigt sich, dass schließlich doch so etwas wie ein leuchtend-deckender Hintergrund entsteht. Natürlich gilt es für uns noch, viel zu experimentieren und zu lernen beim Anmischen der Farben, bei ihrem Auftrag, ...

... aber auch hier bringen weitere Aufträge Besserung. Zum Vergleich noch das Aussehen des zweiten tüchleinbespannten Brettes nach dem Aufbringen des Hintergrundes.

Immerhin, ein erster Ansatz ist gemacht. Die beiliegenden Bilder mögen euch einen Eindruck geben von den beschriebenen Vorgängen und davon, wie die Farben sich schließlich doch noch zur Mitarbeit überreden ließen.

Einen Vorteil, denn -bei allem Aufwand - diese Schichtenarbeitsweise mit sich bringt, wollen wir euch nicht verschweigen: Lassen sich doch die Farbnuancen von Schicht zu Schicht verändern und somit etwa mit Variationen im letzten Auftrag gänzlich unterschiedliche Farbwirkungen erzeugen - die letzten zwei Abbildungen mögen euch einen Eindruck davon geben. Doch Achtung: Bei Tempera ist es so, dass die unteren Schichten stets auch auf das endgültige Aussehen 'durchschlagen'. Um dieses aber richtig abschätzen zu können, bedarf es wohl einer Menge an Erfahrung ...

Wie aber erwirbt man sich diese? Richtig? Indem man nicht lockerlässt in seinen Mühen. Darum werdet ihr auch fürderhin nicht gänzlich befreit sein von unseren dilettantischen Versuchen; harrt also darauf, was euch und uns die Zukunft bringen wird, dann etwa, wenn es gilt, die Rittersmänner in ihren Rüstungen auf die Rösser zu setzen ...

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