Saelde und Ere - Rezeptvorlage

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Gefüllte Eier, gar schön für's Aug' gerichtet

Das Gerichte

Mit dem Ei des Huhns lässt sich gar Vieles tun - sei's nun, um dem schütteren Haar zu neuem Glanze zu verhelfen oder aber dem schlechten Minnesänger zum fauligen Lohn. Aber auch zur Speis ist es geeignet. Darum sei euch hier eine Rezeptur kundgetan, die nicht nur dem Bauche zu schmeicheln, sondern auch dem Auge Wohlgefallen zu bereiten versteht ...

Hurtig nun an das leckere Spinatgerichte und

... nimm an Zutaten (wenn der Dreien sich noch zu dir gesellen wollen):

Gleich zu Beginn, noch ehe das erste Messer gewetzt und zum ersten Mal die Magd gescholten, sei dir gesagt, dass wir dir zwei Wege schildern wollen, wie du dir jene wohlschmeckenden und dem Gaumen schmeichelnden Eihälften zum Genusse bereiten kannst. Der erste nämlich, ist der einfache - er führt dich schnell zum Ziel, dem breiten, bequemen Wege gleich. Der zweite ähnelt dem schmalen, dornigen Pfad, der dich erst nach viel Mühsal die himmlischen Wonnen des Völlerns genießen lässt.

Einfach ist's, wenn in deinem eisgekühlten Keller fertigen Senf und fertige Majonaise sich finden; dann nämlich gibt's nicht viel, was denn zu machen wäre. Zuerst bringe nämlich einen Topf voll Wasser zum Kochen - eine Übung, wie zu tun wir wir hier früher bereits erklärt. Darin koche nun zehn der Eier hart - zur Kontrolle, ob du denn auch richtig gezählt dabei, soll dir dienen, dass eines noch übrigbleiben muss. Ach, was soll's - schmeiß das elfte doch einfach auch noch hinein ... Lass es blubbern, lass es sprudeln - aber leg die Eier tunlichst vor dem Aufkochen des Wassers in den Topf. Hart sind die Eier dann, wenn sie sich auf harter Unterlage schnell im Kreise drehn - aber sei vorsichtig, ob der Hitze.

Die Magd möge nun die Eier schälen; danach zerteile sie (- die Eier, nicht die Magd - ) der Länge nach in zwei Hälften, entferne vorsichtig die Dotter und drücke sie durch ein Sieb. Auch die Magd magst du drücken, doch denk dabei daran, dass sie dir danach noch zur Hand gehen mag - also sei sorgsam mit ihr.

Dieses Gelbe vom Ei vermenge nun mit allem was da ist: alsda zwei Löffel Majonaise, einem Löffel Sauerrahm, ein bis zwei Löffel Senf, dazu noch Salz und gar viel des teuren Pfeffers; ihr wisst, je röter die Köpfe der Gäste beim Mahle umso höher das Ansehen ob eures Reichtums. Das alles verrührt ihr nun und wenn dies geschehen, dann füllt die Masse zurück in die Hälften der Eier.

Die Magd, sofern sie noch bei Kräften, mag dann die halben Eier gar lustig verzieren - mit Schnittlauch und Petersilie, mit Zwiebel und mit Lauch. Und während sie dann zur Kammer eilt, um einige Stullen Brot zu holen, nimm die beiden Krüge Traubenmost und trink sie leer. Fertig! Wie du siehst, ist Kochen nicht allzuschwer und macht sogar noch Spaß ...

Was aber nun, wenn dein Eiskeller keine fertige Majonaise, keinen fertigen Senf dir bieten kann? Dann bleibt dir - wenn du nicht ganz auf das Gericht verzichten willst um stattdessen mit der Magd gemeinsam den Most zu leeren - nun noch der zweite, beschwerliche Weg, der nämlich, dir Senf und Majonaise selbst zu bereiten.

Beginnen wir mit dem Einfacheren: Für die Bereitung der Majonaise nimm das elfte, rohe Ei - hoffentlich hast es zuvor nicht im kochenden Wasser versenkt -, schlag es auf und vermenge den Dotter mit Öl, lass das Öl dabei langsam tropfen, keinesfalls so rasch wie du es sonst auf deine Feinde unter dem Tor speien lässt. Rühre und schlage dabei so lange, bis die Bindung die rechte ist. Dann füge einen Schuss Essig bei, Salz und Pfeffer. Eins sei dir noch gesagt: Obwohl jenes Öl, mit dem du deine Schwerter zu schützen pflegst, nicht grundsätzlich abzulehnen ist, solltest du vielleicht, deinem Gaumen zuliebe, trotzdem jenes aus der Speisekammer bevorzugen ...

Und der Senf? Zwei glatte Steine. Samenkörner vom Senf. Viel Kraft und Geduld. Zermahle die Körner zu Schrot, entöle sie - dann vermische Schrot, Wasser, Traubenmost (aber nicht zuviel - schließlich brauchst du noch etwas zum Trinken!), Salz und an Gewürzen, was du gerade zur Hand hast. Lass dem leckeren Gemisch dann Zeit zum fermentieren - der feine Geschmack wird die die Geduld entlohnen. Möglich, dass du dann noch einige Tage warten musst, wenn du große Schärfe nicht gerade liebst. Und das war's, wirst du fragen? Ja, denn alles andere befolgst du, so wie's oben beschrieben steht.

Allerdings, so wollen wir dich warnen, wenn du deinen Freunden des Abends dann die Eier vorsetzt - und nur sie -, dann wirst du nicht viel des Lobes ernten. Denn ein mittelalterliches Festmahl verlangt nach gar mehr Gängen und Gerichten, von denen jenes, das wir gerade geschildert, nur eines sein kann ...

Auf dass euch alles wohl gelinge - und die Magd sorgsam mit den Eiern umzugehen verstehe ...

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