Sælde und êre - Arbeitsgruppe Mittelalterliches Spiel

Dekorationsmöglichkeiten: Manesse / Teil 2

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Noch ist der Winter nicht vorbei! Weitere Malübungen ...

Wie bereits in Folge 1 der Malübungen für lange, graue und furchtbar langweilige (*gähn*) Winterabende geschildert, eignen sich kleine Holzverschnitte und -reste wunderbar dazu, um sie mit diversen Motiven zu bemalen. Wir verwenden als Malkörper ein ca 20x20cm großes Reststück einer Kiefernplatte - wahrlich kein idealer Untergrund für ein detailreiches Bild. Jedoch sollte die vorliegende Arbeit ohnehin nur als kleine Versuchsstudie für spätere Spielprojekte dienen. Geplant ist, großflächige Spiel- bretter mit zusätzlichen mittelalterlichen Motiven zu versehen. Und dazu ist es eben notwendig, eine geeignete Maltechnik für das Material der Spielbretter, voraussichtlich eben Fichtenholz, zu entwickeln ...

Da stand sie nun, unsere Schönheit des Jänners, heftig gestikulierend und wild erpicht darauf, ihre Neuigkeiten an den Mann oder die Frau zu bringen. Doch leider stand sie ziemlich einsam - weit und breit war niemand zu sehen, dem sie ihr Herz hätte ausschütten können. Wie dem abhelfen? Nichts leichter als das! Ein passender Gesprächspartner musste her - pardon, eine Gesprächspartnerin! Können doch Frauen untereinander endlos lange, tiefsinnige Konversationen führen. Und das wird auch nötig sein, schließlich liegen Frühjahr und Sommer, mit all ihren Festen, noch in weiter Ferne. Somit hieß es also: 'Her mit Bleistift und Pinsel und schon kann es los gehen ...'

Hätte ich einen Wunsch frei, würde ich mir jetzt meine beste Freundin herbeiwünschen ...' - Gut, dann beginnen wir mal mit einer Bleistiftskizze! Noch ist kein Meister vom Himmel gefallen: Jeder muss von klein auf beginnen, dann wird das später schon mal was ...

Moment! Erst benötigen wir noch ein geeignetes Motiv! Klarerweise auch wieder aus dem Codex Manesse, schließlich soll eine gewisse stilistische und modische Einheitlichkeit bei beiden Damen erkennbar sein. Wer sich denn im besonderen für Details der mittelalterlichen Frauenmode interessiert, der sollte einmal die Abbildungen des Codex in Ruhe durchblätten und betrachten. Und wer weiß, vielleicht lassen sich ja gar die Vorbilder für unsere beiden Mädchen finden. Aber nicht nur die hochgestellten Frauen, sondern auch die Männer achteten damals sehr auf modisches Aussehen.

In der Originalhandschrift sind die beiden Damen natürlich jeweils mit männlichem Partner dargestellt. Schließlich sind im Codex die Werke der bedeutenden Minnesänger aufgezeichnt, wodurch uns manches, das sonst verschwunden wäre, erhalten geblie- ben ist. Und deren Hauptthema war nun einmal die Minne. Doch sei es uns an dieser Stelle verziehen, dass wir den beiden edlen frouwen hiermit einmal eine Minnepause gönnten ...

'Ach wie schön, dich zu treffen! Du siehst aber heute ziemlich blass und farblos aus, meine Liebe!' 'So spät am Abend - ich bin schon müde! Lass mich nur einmal richtig ausschlafen ... ... dann geht es mir gleich viel besser! Übrigens, hast du schon gehört...? 'Nein, wirklich?! Das musst du mir genau erzählen ...

In der zeitgenössischen Literatur gibt es übrigens auch eine Menge an Beschreibungen der damaligen Kleidung zu finden. Dies zeigt, welchen großen Stellenwert sie für ein standesgemäßes Auftreten hatte. An dieser Stelle sei auf die Schilderung der Bekleidung der Flôrîe in Wirnt von Grafenbergs Wigalois verwiesen ... Zwar ist dieser höfische Roman ein knappes Jahrhundert älter als die große Heidelberger Liederhandschrift, wie die korrekte Bezeichnung des Codex Mannesse lautet, und wie man aus eigener leidvoller Erfahrung weiß, kann sich die Mode in einer derartigen Zeitspanne bereits verändert haben ... Aber gewisse Details sind sowohl in den Abbildungen des Codex wie auch in Wirnts Beschreibung durchaus übereinstimmend - man beachte etwa die Fütterung des Oberkleides mit Hermelin.

Da ist sie, unsere Februarschönheit! Aber nun wollen wir die Damen nicht mehr weiter stören. Schließlich gibt es eine Menge zu bereden ...

Weitere Besonderheit mittelalterlicher Darstellungen sind die Farbgebung - so hatten gewisse Farben starken Symbolwert für die Adelsgesellschaft - und natürlich auch Körperhaltung und Gestik der dargestellten Figuren (hierfür sei auf die entsprechende Artikelserie verwiesen). Stets scheinen diese Personen nicht nur mit ihrem Gegenüber in der Darstellung, sondern auch mit dem Betrachter kommunizieren zu wollen. Jedoch ist uns das Wissen über die damalige Bildersprache leider großteils abhanden ge- kommen - schließlich besitzen wir in unserer reizüberfluteten Zeit kaum noch die Zeit, ein ruhendes Bild in aller Ausführlichkeit und ohne Hast zu betrachten ... Und so verstehen wir nicht mehr alles, was uns die beiden Damen sagen wollen.

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