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Malerei: Figur und Landschaft - Teil 5

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Malerei: Figur und Landschaft, Teil 5 - Motivwahl: Das wilde Unbekannte

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In kurzer Form soll in dieser Folge die Motivausgesatltung der linken Bildseite besprochen und gezeigt werden. Wie in Teil 4 bereits erwähnt, entspricht die linke Seite glaubt man symbilokern tiefenpsychologisch dem Verborgenen, Unbekanntenm und somit Wild-Bedrohlichen. (Ausgebildete Psychologen mögen mir, dem Laien, an dieser Stelle den Ausflug ins fremde Metier ver- zeihen.)

Darum war es naheliegend, der adeligen Reitergruppe, die von rechts - und somit der höfisch-offensichtlichen Welt - auf die zentrale Figurengruppe mit dem Einhorn und den zwei Damen zuhält, links die Wildnis und das Unbekannte, Wilde gegenüberzu- stellen.

Feen, wie unsere hier, begeistern in mittelalterlichen Erzählungen häufig mit starker erotischer Ausstrahlung, ... ... dennoch gilt es auch das Drumherum und die kleinen Details nicht zu vernachlässigen.

In unserem kleinen Bildlein soll nun eine Fee dieses dem zivilisiert-höfischen Menschen fremde, irrationale und irritierende Element verdeutlichen, während die beiden Damen, die sich dem Einhorn zubeugen, für das Aufeinandertreffen der beiden Welten und das Staunen des höfischen Menschen über den Einbruch des Unbekannten stehen.

Wie beim letzten Mal, wollen wir auch hier die Mode nicht gänzlich außer Acht lassen, nämlich die Bekleidung der Fee. Oder sollten wir besser sagen, die fehlende Bekleidung dieser Dame. Nun so befremdlich die teilweise Nacktheit im ersten Moment auch scheinen mag, so ist die (teilweise sehr aufreizende) Darstellung (zumindest teilweise) unbekleideter Frauenfiguren in mittelalterlichen Abbildungen gar nicht so selten. Man denke dabei nur an die Bademädchen der Wenzelsbibel.

Dass dort, wo eine solche Dame auftritt, alle Blätter zu treiben beginnen, versteht sich ohnehin von selbst. Und so sieht sie nun vorläufig aus, die linke Seite des Bildes, welche das Wilde und Unbekannte repräsentiert.

Zusätzlich geizt insbesondere auch die mittelalterliche weltliche Literatur keinesfalls mit der Schilderung sinnlicher Feen und feenartiger Damen respektive deren nackter Haut, die nicht selten weiß wie Schnee sein soll. Als Beispiele seien hier nur zahlreiche Episoden aus der Artustradition, aber auch der Lanval der Marie de France erwähnt. Also befinden wir uns immerhin auf der sicheren Seite mit unserer Darstellung und wir hoffen doch stark, dass uns daher die Inquisition nicht dafür belangen werde.

Dem ganz strengen Puristen sei folgendes gesagt: Er möge doch beim Betrachten des Bildes einfach ein Auge zudrücken - vor- zugsweise das linke. Immerhin ist unsere Dame nicht gänzlich unbekleidet (wobei die Art, wie sie das tunikaartige Kleidungs- stück trägt, eindeutig in die griechisch-römische Antike zurückverweist - sinnvollerweise, wie wir meinen, bedient sich doch das Mittelalter häufig des Vorstellungsschatzes der Antike, wie nicht zuletzt auch beim Einhorn selbst ...)

Und was ist dahinter? Hier geht's weiter Teil 6 - Hintergrundgestaltung

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