Sælde und êre - Arbeitsgruppe Handwerk und Ausrüstung

Tafelmalerei in Tempera - Teil 9: Umrandung und all die kleinen Fehler ... die Fertigstellung

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Tafelmalerei in Tempera - Teil 9: Endlich fertig!

Die ersten Teile der Serie versäumt? Solltet ihr auch nach dem Lesen des heutigen Beitrages immer noch Lust dazu haben - hier geht's zurück zur Beschaffung der nötigen Materialien (Teil 1), zur Herstellung des Kreidegrundes (Teil 2) zum Motivauftrag (Teil 3), zur Herstellung der Eiemulsion (Teil 4), zum Anreiben und ersten Farbauftrag (Teil 5), zu den ersten Versuchen, deckende Farbflächen(Teil 6) auf Holz und Tüchlein zu bringen, zur Einfärbung von Pferd und Rittersmann(Teil 7) und zur Ausrüstung mit dem notwendigen Kleinzeugs(Teil 8).

Wieder ist ein recht langer Zeitabschnitt ins Land gestrichen - und erst jetzt, wo die Tage grau, feucht und kurz geworden sind, erst jetzt finden wir die Muße, alte Lager, die sich während der vergangenen Monate angehäuft haben, auszuforsten. Und just bei dieser Tätigkeit fiel uns ein vergilbtes (richtiger müsst' es wohl heißen: ein verstaubtes) Täfelchen in die Hände, welches zwei wackere Rittersleut zeigt, die, seit sie zuerst bei uns das Ross bestiegen, nun bereits ein gutes Jahr im Sattel sitzend gegeneinander anrennen.

Höchste Zeit, so meinen wir, der Sache ein Ende zu machen, indem wir im vorliegenden Beitrag die drei Täfelchen, die wir damals zu Übungszwecken mit dem selben Motiv - dem der stechenden Helden Wigalois und Karrioz - beaufschlagten, endlich so präsentieren, wie wir sie als vollendet betrachten. Nicht vollendet in dem Sinne, als dass wir sie als perfekt betrachten würden, vielmehr darin, als dass sie uns gelehrt haben, was man denn alles falsch machen kann, wenn man Tüchleinmalerei mit Tempera betreiben möchte ...

Während das erste Brettlein nuen ein einfaches, nur zentral ausgeführtes Umrandungsmuster aufzuweisen hat, ... ... glänzt am zweiten ein recht unregelmäßiger Goldauftrag über schwarzem Grund.

Nun, vielleicht müssen wir uns korrigieren: Längst noch wissen wir nicht alles, was falsch zu machen wäre - es verbleiben sicherlich noch viele handwerkliche Fettnäpfchen für unsere weiteren Versuche, in die zu stapfen es uns gelingen wird. Immerhin wissen wir nun, dass der Vorbereitung des Malgrundes, insbesondere der sauberen Präparation auch des unterliegenden Holztäfelchens recht große Aufmerksamkeit zu schenken ist, sind doch Tüchlein und mehrere Schichten Leim-Kreidegrundes nicht imstande, größere Unebenheiten und Schäden zu verbergen.

An die speziellen Eigenschaften der Temperafarben und die Art, wie sie aufzutragen und wie unterliegende Schichten auf den resultierenden Gesamtfarbeindruck durchschlagen, daran haben wir uns wohl erst ansatzweise gewöhnt und auch daran, wie sorgfältig es gilt, Übermalungen anzufertigen.

Das dritte Brettlein hat den schwarzen Untergrund am Rand behalten, ... ... allerdings zeigt sich der Goldauftrag hier als einfaches Rankenwerk.

Wir geben es zu, dass uns manchmal der Atem etwas lang zu werden drohte - dann speziell, wenn es galt ein Detail zum dritten Male darzustellen, auch wenn dadurch Fingerfertigkeit und Erfahrung sicherlich in gewissem Ausmaß profitierten - probieren geht schließlich über studieren, weiß ein kluger Spruch zu sagen.

Immerhin konnten wir uns dann, beim Anfertigen der abschließenden Umrandung (abschließend daher, um den Farbabrieb über die Kanten des aufgespannten Tuches durch ungewolltes Berühren zu verhindern) etwas Abwechslung gönnen, durften es doch drei verschiedene Muster werden, die den einzelnen Bildern zumindest etwas Individualität verschaffen mochten: klassisch einfach, Tupfertechnik und einfaches Rankenwerk, wenn auch in Gold, waren schließlich die ausgewählten Varianten.

Und so wurde - wer kann sich noch erinnern? - aus solch schmutzigen Anfängen ... ... schließlich dieses Dreigespann, das aus der Entfernung immerhin ganz nett aussieht.

Ob es denn gelungen wäre? Nun, wenn ihr dies fragt, so lautet unsere Antwort ganz klar: jein. Aus der Ferne betrachtet, meinen wir, scheint es uns für den ersten Versuch gar nicht so schlecht geraten. Doch wehe, wenn ihr die Augen zu nahe über die Details schweifen lasst, um dabei über all die kleinen Unebenheiten und Fehler zu stolpern, die in den Bildern zurückgeblieben sind.

Spätestens dann wundert ihr euch, warum noch keiner von den wackeren Recken gestürzt, warum noch keines der schweißtriefenden Rösser sich einen Fuss gebrochen hat über all den Gruben und Rillen, die ein gestrenger Blick schwerlich zu übersehen mag. Doch wir geloben - versprochen! - den Herren die Bahn fürs nächste Stechen ebener zu setzen, auf dass sie fürderhin kein Schlagloch mehr für den Fehlstoß verantwortlich machen können ...

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