Sælde und êre - Arbeitsgruppe Mittelalterliches Spiel

Herstellung eines Schachzâbel - Die Rückseite /Teil 4

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Schachzâbel: Die Rückseite - Der träumende Poet ...

Zu Teil 1 - Das Spielbrett auf der Rückseite oder
zu Teil 2 - Nun sind die Damen an der Reihe oder
zu Teil 3 - Lasst nun die Herren die Damen unterhalten

Auf den Dichter und Minnesänger, der in der vergangenen Folge vorgestellt wurde, und der in sehr konkreter Weise mit Unter- stützung seiner Verse - es sei ihm zu wünschen, dass sie der Dame schmeicheln anstatt in ihr Fluchtgedanken auszulösen - um seine Minnedame wirbt, sollte nun diagonal gegenüberliegend ein weiterer Herr seiner Angebeteten die Aufwartung machen. Da- mit aber nun keine zu große Eintönigkeit am Brett herrschen möge, entschlossen wir uns dazu, diesen Edlen zurückhaltender zu gestalten, gleichsam eine alternative Möglichkeit darstellen, wie man seiner Liebsten begegnen kann - schließlich möge die Ju- gend, welche unsere Artikel liest, von diesem Besuche etwas Nutzbringendes für das eigene Leben mit sich nehmen.

Als Umgebung, in welcher diese zweite Begegnung stattfinden sollte, wählten wir eine alte Eiche. Der Herbst scheint vor der Tür zu stehen, denn unsere beiden Protagonisten sind jeden Moment der Gefahr ausgesetzt, eine gewöhnliche Eichel auf das adelige Haupt zu bekommen. Doch das scheint unseren Poeten ebensowenig zu beeindrucken, wie ihn das Gezettere der beiden Elstern zu stören scheint. Er hat nur Augen für seine Angebetete.

Bei dieser Schönen ist es vorerst eine - noch farblose - Eiche ...

Vielleicht hatte er sich ursprünglich mit der Absicht getragen, der Holden tatsächlich ein Poem zu dichten, um es ihr anschlie- ßend zum Vortrage zu bringen - so wie sein Kollege auf der gegenüberliegenden Brettseits. Immerhin hält er mit der Feder ein wichtiges Schreibutensil in einer Hand, allein es ermangelt ihm am Pergament. So werden wir wohl vermuten müssen, dass jene geplanten Verse für immer ungeschrieben bleiben werden. Nun, ein Träumer eben, der sich ganz seiner Bewunderung hingibt.

... die unserem rasch herbeigeeilten und nun träumenden Poeten den nötigen Schatten liefert, aus dass ihn die Inspiration ergreife!

Wer nun unsere Artikel über die Symbolik in mittelalterlichen Abbildungen mitverfolgt hat, wird richtig vermuten, dass auch die- ses Bildnis in seinen Gesten zu uns spricht. Und der erfahrene Betrachter erkennt in der Darstellung des träumenden Poeten sofort die Haltung des Nachdenkens mit dem in die Hand gelegten Kopf, die man gemeinhin mit der Abbildungen des Walther von der Vogelweide in Verbindung bringt. Der ja dem Vernehmen nach auch des Öfteren auf einem Steine zu sitzen pflegte und dabei den einen oder anderen Gedanken wälzte ..

Dieses Bildnis möge nun dem Betrachter eine Übersicht über das gesamte Brett vermitteln!

Ob jedoch Nachsinnen und Bewundern die richtige Vorgangsweise bei der Eroberung seiner Minneherrin sind, das möge dahin- gestellt bleiben. Immerhin sei dem wackeren Poeten der Tipp gegeben, seine Werbung beizeiten aktiver zu betreiben. Andern- falls mag es durchaus sein, dass ein Mann der Tat auftaucht. Und manch Dame liebt es zwar, stille Bewunderer um sich zu haben, bevorzugt aber dann doch den draufgängerischen Typ, wenn es denn um gewisse Dienste geht ...

Zur Darstellung selbst ist zu sagen, dass sie wiederum Abbildungen aus dem Codex Manesse zum Vorbild hat, sowohl was die Figuren als auch die Eiche mit seinen streitenden Bewohnern betrifft. Allerdings wurde die Farbgestaltung geändert, um auch in dieser Hinsicht ausreichend Abwechslung auf dem Brett sicherzustellen.

Zu Teil 5 - In Gesellschaft der Herren: Zum Tanze lasst bitten!

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